Yamhill-Projekt basiert auf x86-Architektur

Intel wappnet sich für Itanium-Fehlschlag

01.02.2002
MÜNCHEN (CW) - Intel bereitet sich auf einen Fehlschlag seiner IA-64-Strategie vor. Im Rahmen des "Yamhill-Projekts" soll ein auf der x86-Architektur basierender 32-Bit-Chip gebaut werden, der sich auf 64-Bit-Funktionalität umschalten lässt.

Nach einem Bericht der US-amerikanischen Zeitung "San Jose Mercury News" arbeiten die Intel-Ingenieure bereits seit längerem an einem Plan B für den Fall, dass die Itanium-Architektur scheitert. In einer auch firmenintern geheim gehaltenen Projektgruppe werde demnach an der Yamhill-Technologie gebastelt. Diese soll in die für 2003 oder 2004 erwartete Pentium-Generation "Prescott" integriert werden. Damit sollen die Prescott-CPUs neben herkömmlichen 32-Bit-Applikationen auch für 64-Bit-Umgebungen angepasste Software verarbeiten können. Die 64-Bit-Features könnten je nach Bedarf zu- oder abgeschaltet werden.

Intel-intern ist das Projekt nach den Informationen des US-Blattes umstritten. Einige Manager beurteilen die Arbeiten am Yamhill-Projekt als Todesstoß für den Itanium-Chip, in dessen Entwicklung sieben Jahre und über eine Milliarde Dollar investiert worden seien. An der Spitze des kalifornischen Chipherstellers steht man dem Bericht zufolge voll hinter Yamhill. So unterstütze beispielsweise auch Konzernchef Craig Barrett das Projekt.

Mit Yamhill geht Intel den gleichen Weg wie der Konkurrent AMD. Der im benachbarten Sunnyvale ansässige Chiphersteller verfolgt bereits seit einiger Zeit eine eigene 64-Bit-Strategie, die ebenfalls auf Abwärtskompatibilität zu 32-Bit-Applikationen setzt.

Erste unter dem Codenamen "Hammer" entwickelte 64-Bit-CPUs von AMD sollen diese Fähigkeit besitzen und in der zweiten Jahreshälfte 2002 auf den Markt kommen.

Intel will dem Artikel zufolge erst kurz vor dem Start des Prescott entscheiden, ob die 64-Bit-Funktionalität aktiviert wird. Erst wolle man abwarten, ob die Hammer-Architektur von AMD erfolgreich sei und wie sich die eigene Itanium-Architektur weiterentwickle. Nach den ersten Marktzahlen sieht es jedoch düster für den Itanium aus. Laut International Data Corp. (IDC) sind im dritten Quartal 2001 erst 500 Systeme mit einem Gesamtwert von 13,7 Millionen Dollar verkauft worden.

Die Yamhill-Berichte will Intel bislang nicht kommentieren. Das Unternehmen beziehe grundsätzlich keine Stellung zu nicht offiziell angekündigten Produkten. Analysten wie Ashok Kumar von Piper Jaffray halten die Informationen jedoch für glaubwürdig. Die 64-Bit-Erweiterung der bestehenden x86-Architektur würde Intel mehr Luft im Kerngeschäft verschaffen und etwas Druck vom Itanium nehmen. Außerdem wären die Intel-Veranwortlichen verrückt, wenn sie keinen Notfallplan in der Hinterhand hätten, erklärt Kevin Krewell von Microdesign Resources. Offiziell könnten sich die Intel-Manager allerdings nicht zu Yamhill bekennen, sonst würden sie das Itanium-Programm in Frage stellen. (ba)