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Thema des Tages

Intel verpaßt Gewinnschätzungen

13.10.1999
Thema des Tages

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der weltgrößte Chiphersteller Intel hat mit der Bekanntgabe seiner Ergebnisse für das dritte Quartal die Analysten enttäuscht. Zwar lag der Gewinn mit 1,9 Milliarden Dollar - exklusive einmaliger Ausgaben - über dem Ergebnis von 1998, dennoch hatten die Marktforscher knapp 1,97 Milliarden Dollar erwartet. Verantwortlich für den leicht geschrumpften Profit sind unter anderem die ständig fallenden Chippreise, die Verschiebung des neuen "Coppermine"-Prozessors, technische Schwierigkeiten beim 820-Chipset und die starke Konkurrenz durch AMDs "Athlon"-Prozessor. Firmenchef Craig Barrett erwartet jedoch ein besseres viertes Quartal und will den Online-Bereich des Unternehmens drastisch ausbauen.

Ohne Berücksichtigung einmaliger Aufwendungen lag Intels Gewinn im dritten Quartal zwar mit 1,9 Milliarden Dollar oder 55 Cent je Aktie um 22 Prozent über dem Ergebnis des Vorjahres (45 Cent pro Anteilschein), dennoch hatten die Analysten einen Profit in Höhe von knapp 1,97 Milliarden Dollar oder 57 Cent je Anteilschein - manche sogar 59 bis 60 Cent - erwartet. Der Umsatz allerdings übertraf mit 7,33 Milliarden Dollar leicht die prognostizierten 7,3 Milliarden Dollar. Damit wuchsen die Einnahmen um neun Prozent im Vergleich zum dritten Quartal 1998. Inklusive der Akquisitions-bedingten Kosten belief sich der Profit auf 1,56 Milliarden Dollar oder 42 Cent je Aktie. Der Halbleiterhersteller hat in der vergangenen Geschäftsperiode vier Firmen für drei Millarden Dollar erworben: Level One Communications, Softcom Microsystems, Dialogic und Netboost.

Der Grund für den geringer als erwartet ausgefallenen Profit liegt laut Intels Finanzchef Andy Bryant zum einen darin, daß die PC-Preise weiter gesunken sind und mit ihnen die Preise für Prozessoren. Zum anderen hätte sich die verzögerte Einführung des neuen Intel-Pentium-III-Chips "Coppermine" negativ auf das Geschäft ausgewirkt. Geplant war der 733-MHz-Prozessor für September, nun soll er am 25. Oktober zusammen mit den Pentium-III-Xeon-Prozessoren auf den Markt kommen. Bryant ergänzte, die Inventurkosten und Ausgaben für das neue Herstellungsverfahren auf 0,18-Mikrometer-Basis hätten höher als erwartet zu Buche geschlagen. Im September waren zudem Programmierfehler beim 820-Chipsatz entdeckt worden, weswegen die Einführung der Rambus-basierten Computer verschoben werden mußte. Nicht zuletzt war es dem Rivalen AMD gelungen, bereits im letzten Quartal seinen "Athlon"-Prozessor einzuführen, der die Pentium-III-Chips von Intel in

einigen Punkten übertrifft. Auch wenn die Verkaufszahlen des Athlon noch gering sind, so droht Intel mit der Existenz dieses Prozessors doch, den Ruf des Technologie-Führers zu verlieren.

Intel-Boß Craig Barrett äußerte sich dennoch zufrieden über das Ergebnis, denn das Geschäft mit den Mikroprozessoren sei schließlich gut gelaufen und die Umsatzzahlen gestiegen. Zuversichtlich blickt er auf das vierte Quartal, das "saisonbedingt stark" sei. "Wir werden unsere Pentium-III-Familie mit der 0,18-Mikrometer-Technologie gewaltig aufwerten. Gleichzeitig werden wir unsere neuen Geschäftsaktivitäten auf dem Gebiet Netzwerk- und Kommunikationsprodukte sowie Online-Dienstleistungen weiter vorantreiben. Das wurde schon durch unsere Akquisitionen im dritten Quartal deutlich," fügte Barrett hinzu.

Die gekauften Firmen Level One Communications, Softcom Microsystems, Dialogic und Netboost sollen in Intels Netzwerk- und Kommunikations-Divisionen integriert werden, die eigens für die Internet-Strategie des Chipgiganten eingerichtet wurden. Mit diesen Neuerwerbungen will die Barrett-Company die Netzwerkdienste bereitstellen, die für ihre ASP-Initiative (Application Service Provider) notwendig sind. ASPs betreiben Datenzentren, die ihren Kunden über das Internet den Zugriff auf Applikationen, Speicherplatz oder Hardwarekapazitäten ermöglichen. Intels ersten Datenzentrum ist bereits im September an den Start gegangen, weitere sind in London und Tokio geplant. Die Server-Farm bietet zunächst die Web-Hosting-Infrastruktur an, ab Anfang des nächsten Jahres sollen E-Commerce-Services sowie Dienstleistungen rund um Software und Systemintegration dazukommen. Daß der neue Geschäftsschwerpunkt des traditionellen Halbleiterherstellers auch intern ganz klar auf den

Internet-Aktivitäten liegt, wurde in Barretts gestriger Ansprache auf der ITxpo in Orlando, Florida, ganz klar. Hier verkündete er das ehrgeizige Ziel, binnen eines Jahres 100 Prozent der Unternehmenseinnahmen durch Online-Verkäufe generieren zu wollen.