Gericht entscheidet zugunsten des Marktführers

Intel verhindert vorerst AMDs Geschäft mit dem 486-Prozessor

11.12.1992

BOSTON (IDG) - Der Streit zwischen Intel und Advanced Micro Devices (AMD) um die Benutzung des Intel-Mikrocodes in Prozessoren scheint nun zugunsten des Chip-Marktgiganten entschieden: AMD darf den Mikrocode des 287-Koprozessors von Intel nicht in CPUs benutzen, urteilte das Gericht. Das Urteil hat keine Auswirkungen auf den Verkauf des AM-DAM386ers, verhindert vorerst aber die Auslieferung des AM486-Prozessors.

Das 1976 geschlossene Lizenzabkommen, demzufolge AMD den Mikrocode von Intel in selbst produzierten "Mikrocomputern" einsetzen darf, erstrekke sich nicht auf den Befehlssatz des 287-Koprozessors, entschied der Vorsitzende des District Court in San Jose, Richter William Ingram. Zwar hat das Unternehmen Produktion und Verkauf dieses Chips bereits eingestellt, doch das Urteil wirkt sich auf den bereits angekündigten AM486 aus. Da die Grove-Company, gestützt auf den jetzt ergangenen Richterspruch, aller Wahrscheinlichkeit nach die Auslieferung der CPU verhindern kann, wird AMD den 486er erst auf den Markt bringen, wenn das Unternehmen über einen eigenen Mikrocode verfügt. "Das wird wahrscheinlich noch bis Mitte nächsten Jahres dauern", bedauert Peter von Bechen, AMDs Marketing-Chef Europa.

Noch läuft das Geschäft mit dem 386 hervorragend, im nächsten Jahr wird diesen Prozessor jedoch das gleiche Schicksal ereilen wie seinen Vorgänger. Der 486-Chip ist dabei, die kleinere CPU zu verdrängen. Da AMD den PC-Herstellern vor Mitte nächsten Jahres keinen entsprechenden Prozessor anbieten kann, müssen sich diese nach einer anderen Quelle umsehen. Zwar wollen die Cloner vor dem Bundesgericht Berufung gegen Ingrams Entscheidung einlegen, aber bis ein endgültiges Urteil gefallen ist, wird der 486er wahrscheinlich seinen Zenit überschritten haben. Auch wenn AMD bis Mitte nächsten Jahres tatsächlich einen Prozessor mit eigenem Mikrocode auf dem Markt haben sollte, werden sich viele PC-Hersteller bereits anderweitig versorgt haben. "lntel hat AMD ausgebremst", urteilte ein Beobachter.