Prozessorhersteller sehen aber noch keinen Aufschwung

Intel und AMD melden solides Quartal

25.07.2003
MÜNCHEN (CW) - Der Prozessorriese Intel läutete mit überaschend guten Zahlen die Berichtssaison für das zweite Quartal 2003 ein - und stellte das Ergebnis des Konkurrenten AMD in den Schatten. Einen grundsätzlichen Aufschwung wollen beide Hersteller nicht sehen.

"Ein wirklich solides Quartal, keine Frage", freute sich Intel-Finanzchef Andrew Bryant. Gleichzeitig warnte er davor, darin bereits die Anzeichen einer generellen Erholung zu sehen. Intel wies für sein Ende Juni abgeschlossenes zweites Quartal einen Nettogewinn von 896 Millionen Dollar aus, was einer nahezu exakten Verdopplung des Profits aus dem Vorjahreszeitraum mit 446 Millionen Dollar entspricht. Damals flossen allerdings negative Einmaleffekte in Höhe von 218 Millionen Dollar in das Ergebnis ein.

Am oberen Ende der Prognose

Der Quartalsumsatz kletterte im Jahresvergleich um acht Prozent auf 6,8 Milliarden Dollar und damit ebenfalls an das obere Ende der eigenen Prognose. Für das laufende Quartal erwartet das Unternehmen Einnahmen zwischen 6,9 und 7,5 Milliarden Dollar, außerdem werde die Bruttomarge im dritten Quartal und den Rest des Jahres um 54 Prozent liegen.

Schwach zeigte sich indes wie gehabt der Bereich Kommunikationshalbleiter, in dem Intel bei stagnierenden Einnahmen von 508 Millionen Dollar einen operativen Verlust von 143 Millionen Dollar erwirtschaftete.

Das insgesamt jedoch gute Abschneiden führte Bryant unter anderem auf die starke Nachfrage aus der Computerindustrie - sowohl PCs als auch Server - sowie der neuen Mobil-Produktlinie "Centrino" zurück. Auch die Einführung effektiverer Fertigungsprozesse zahlt sich mittlerweile aus. Der Konzernchef war scharf kritisiert worden, als er während des Branchenabschwungs massiv in neue Fabriken und Fertigungsequipment investierte - aber offenbar das Richtige tat. Die Entwicklung auf die 90-Nanometer-Produktion konnte Intel früher als geplant zu Ende bringen - die Entwicklungsteams aus diesem Bereich arbeiten nun bereits an der 65-Nanometer-Fertigung. Zwar zieht diese Umstellung teils erhebliche Investitionen in die Umrüstung der Fabriken nach sich - auf lange Sicht wird Intel jedoch in der Lage sein, günstiger zu produzieren.

Das Europa-Geschäft, das 21 Prozent zum Gesamtumsatz beitrug, verlief dank starker Wachstumsraten in Osteuropa besser als traditionell im zweiten Quartal üblich. Hier hängen Intels Einnahmen stärker von Privatanwendern ab als in anderen Regionen, wo die Nachfrage von Unternehmenskunden mehr wiegt. Der Treiber für den positiven Quartalsabschluss war allerdings die Region Asien-Pazifik. Intels Chief Operating Officer (COO) Paul Otellini vermeldete dort ein trotz der Lungenkrankheit SARS ausgesprochen erfolgreiches Geschäft - insbesondere in Taiwan, wo Intel 17 Prozent mehr erlöste als ein Jahr zuvor. Der Anteil des Asia-Pacific-Geschäfts stieg erstmals auf mehr als 40 Prozent und macht damit den Löwenanteil der Gesamteinnahmen aus. Otellini erklärte dies zum einen damit, dass Intels Auftraggeber, die Hardwarehersteller, zunehmend Fertigungsstätten in Asien aufbauen. Zum anderen wachse dort der Absatz von Computern stark.

Intels Konkurrent Advanced Micro Devices (AMD) hatte wegen SARS Ende Juni seine Umsatzprognose für das zweite Quartal gesenkt - schnitt dann allerdings doch besser als erwartet ab: Der Nettoverlust sank im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum von 184,9 Millionen Dollar auf 140,1 Millionen Dollar oder 40 Cent pro Aktie. Der Umsatz stieg um 7,5 Prozent von 600,3 Millionen auf 645,3 Millionen Dollar. Im vorangegangenen ersten Quartal hatte der Chiphersteller allerdings noch 715 Millionen Dollar Umsatz erwirtschaftet.

AMD übertraf mit den Zahlen die nach der Umsatzwarnung gesenkten Erwartungen der Analysten. Laut Umfrage von First Call Thomson hatten die Finanzexperten im Schnitt mit Einnahmen von 614 Millionen Dollar und einem Verlust von 54 Cent je Aktie gerechnet.

Finanzchef Robert Rivet begründete die besseren Zahlen nun mit den guten Ergebnissen im Speichergeschäft. Zwar seien die Memory-Einnahmen in Asien niedriger ausgefallen, dieser Rückgang konnte jedoch durch die gestiegene Nachfrage in Europa und Amerika nahezu ausgeglichen werden. Als Resultat legte der Umsatz des Bereichs im Jahresvergleich um 20 Prozent zu. Mit 211 Millionen Dollar lagen die Einnahmen allerdings leicht unter dem Niveau im vorangegangenen ersten Quartal (218 Millionen Dollar). Im Prozessorgeschäft stiegen die Verkaufserlöse gegenüber dem Vorjahresquartal um sieben Prozent auf 402 Millionen Dollar. Im sequenziellen Vergleich verbuchte AMD jedoch einen Umsatzrückgang von 14 Prozent.

Mehr Umsatz durch neue Chips

Trotz anhaltend schwieriger Konjunktur rechnen die Kalifornier im laufenden dritten Quartal mit einem sequenziellen Umsatzanstieg - bedingt durch saisonale Effekte und die Nachfrage nach neuen Produkte. AMD verwies in diesem Zusammenhang auf den im April vorgestellten "Opteron"-Chip. Ende September soll außerdem der "Athlon 64" vorgestellt werden. Daneben hofft das Unternehmen, im Flash-Memory-Bereich von seinem vor kurzem bekannt gegebenen Joint Venture mit Fujitsu zu profitieren. Das Gemeinschaftsunternehmen FASL LLC, entstanden aus den Flash-Sparten beider Hersteller, wird seine Produkte weltweit unter dem Markennamen "Spansion" vermarkten. Eine konkrete Prognose für das laufende dritte Quartal wollte das Unternehmen jedoch nicht abgeben: "Der Umsatz wird steigen", hieß es auf der Analystenkonferenz, "mehr können wir dazu nicht sagen." (rs)