Sandisk-Variante offenbar mit Vorteilen

Intel setzt auf eigenen Standard bei kompakten Flash-Speichern

29.03.1996

Die kalifornische Sandisk Corp., Marktfuehrer bei Flash- Speicher-Produkten, gruendete im Oktober 1995 zusammen mit elf weiteren Unternehmen die Compact Flash Association (CFA). Ziel der Organisation ist es, Sandisks Technik fuer die kleinen Flash-Karten zum weltweiten Standard zu erheben. Neben dem Hersteller aus Redwood City waren Apple, Canon, Eastman Kodak, HP, Polaroid, LG Semicon (frueher Goldstar), Matsushita mit Panasonic, Motorola, Seagate und Seiko unter den Gruendungsvaetern. Mittlerweile umfasst die CFA 32 Mitglieder.

Im Gegenzug gruppierte Chipmogul Intel ebenfalls eine Herstellerphalanx um sich, die seine Version des neuen Speichermediums "Miniature Card" unterstuetzt. Dazu zaehlen Compaq, Nokia Wireless Data Group, Philips Electronics, wiederum HP, General Magic, Konica, Microsoft, Olympus Optical, Sycom, AMD, Fujitsu, Micron Technology, Sharp und Mitsubishi Plastic.

Beide Kartenarten sind nur noch rund ein Viertel so gross wie herkoemmliche PC-Karten (frueher PCMCIA), unterscheiden sich aber im Format. Staerker ins Gewicht fallen allerdings die technischen Differenzen: Beide Karten sind nicht kompatibel, und auch die Produkte der jeweiligen Second-Source-Anbieter duerften es im Falle Intel nicht sein.

Sandisk setzt bei Compact Flash auf ein striktes Hardwaredesign und integriert einen Controller auf der Karte. Das hat, so Sandisks Product Marketing Manager Jeff Ellerbruch, zwei Vorteile: "Wir sind damit im Gegensatz zu Intel unabhaengig von Softwaretreibern."

Weitere Vorteile fuer sein Produkt sieht Ellerbruch auch bei der Schnittstelle zum Host-Rechner. Sandisk setzt auf das in der Industrie verbreitete ATA-Interface, waehrend die Intel Corp. ihre Karte mit Socket-Flash-Schnittstelle ausliefert. Das bedeutet, dass beispielsweise eine Filmkamera und auch der Zielrechner ueber die proprietaere Intel-Schnittstelle verfuegen muessen. Sandisks Loesung mit ATA-Interface harmoniert dagegen mit den PC-Cards vom Typ II. Compact-Flash-Karten lassen sich per Adapter heute schon in den meisten PCs nutzen.

Probleme kann bei der Intel-Loesung auch die Stromversorgung machen. Die Miniature Card gibt es in zwei Ausfuehrungen mit 3,3 oder fuenf Volt Spannung, so dass in dem genannten Beispiel Kamera und Rechner mit der gleichen Spannung arbeiten muessen. Die CF unterstuetzt beide Werte, ermoeglicht also einen Mix.

Auch was die zukuenftigen Speicherkapazitaeten angeht, hat Sandisk die Nase vorne. Hier gibt es von der Architektur her keine Begrenzungen, bei Intel dagegen soll bei 64 MB das Ende der Fahnenstange erreicht sein. Dass die Sandisk-Loesung aufgrund des Controllers teurer sei als die Miniature Card, laesst Ellerbruch nicht gelten: "Intel hat einen Preisvorsprung bei 2-MB-Karten, aber schon bei 4 MB liegen wir gleich."

Um die Verwirrung beim Anwender komplett zu machen, hat nun Toshiba ein drittes Modell vorgestellt, das aber ebenfalls auf einer proprietaeren Schnittstelle beruht und, so Ellerbruch, nur fuer kleine Speicherkapazitaeten gedacht ist. Einen letzten Trumpf schuettelt der Marketing-Manager noch aus dem Aermel: "Waehrend Intel noch nicht einmal seinen Mitstreitern die genauen Spezifikationen vorgelegt hat, liefern wir seit Mitte 1995 aus."