64-Bit-Architektur

Intel schiebt Itanium weiter aufs Abstellgleis

18.02.2013
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Intels "Kittson"-Itanium kommt vermutlich irgendwann im Jahr 2015. Aber anders als gedacht.

Die nächste Itanium-Generation wird nämlich nicht sockelkompatibel zum x64-Prozessor "Xeon" und auch nicht in einem stärker miniaturisierten Fertigungsprozess hergestellt, sondern mit 32 Nanometer wie beim aktuellen "Poulson". Das teilte Intel neulich in einer sehr unauffälligen Notiz auf seiner Webseite mit. Seine aktuellen Ivy-Bridge-Chips fertigt Intel bereits mit Strukturbreiten von 22 Nanometer - bis 2015 wird 32 nm dagegen noch um einiges älter aussehen als heute.

Der Kittson wird in die gleichen CPU-Sockel passen wie die Itanium-Linien "9300" und "9500". Er ist damit primär interessant für Bestandskunden, dürfte aber weniger neue Interessenten begeistern. Die Intel-Chips mit reiner 64-Bit-Architektur finden sich praktisch eh nur noch in High-End-Servern von Hewlett-Packard (HP), das den Chip einst mit Milliardenaufwand gemeinsam mit Intel unter anderem als Nachfolger für seine RISC-Architektur "PA-RISC" entwickelt hatte. Dummerweise kam dann AMD mit seiner Idee von 64-Bit-Erweiterungen für x86 daher - und das gefiel den Anwendern viel besser, weil sie ihre alte Software so weiterbenutzen konnten.

Die ursprünglich avisierte Socket Compatibility mit den Xeons behält sich Intel zwar für einen Itanium nach Kittson theoretisch offen, aber ob es den überhaupt noch geben wird, erscheint mittlerweile mehr als fraglich. Microsofts Server-Produkte unterstützen Itanium nicht mehr und die Datenbank von Oracle läuft auch nur noch nach einem Rechtsstreit mit HP darauf. "Denkbar, dass Intel Itanium auf diese Weise zurückfährt und in Wahrheit längst eine Exit-Strategie verfolgt", sagte Chipexperte Nathan Brookwood von Insight64 der "PC World". "Gut möglich, dass die Zeit für Itanium gekommen und vorüber ist."