Zusammen mit Microsoft und IBM LAN-Protokollvorschläge für die Ebene 5 bis 7

Intel-LAN: OSI-Konzept für MS-DOS und Xenix

08.03.1985

ROM (cmd) - Mit "OpenNet", einem neuen Konzept für lokale Netze, das alle sieben Schichten des OSI-Modells berücksichtigt, will die Intel. Corp., Santa Clara, den LAN-Markt beleben.

Die Intel-Entwicklung basiert auf dem Ethernet-Standard 802.3 und erlaubt die Kommunikation von Mikrocomputern mit den Betriebssystemen MS-DOS beziehungsweise PC-DOS, Xenix und Intels eigenem Echtzeit-System iRMX 86. Für die Zukunft wurde aber auch die Unterstützung möglicher anderer LAN-Standards, wie zum Beispiel PC-Net von IBM, Starlan von AT&T oder das von General Motors entwickelte MAP angekündigt.

Vor der internationalen Fachpresse stellte Intel in Rom nicht nur das Konzept, sondern zudem auch vier neue Produkte vor:

- Die Platine iSBC 552 (Produktbezeichnung Commengine) deckt die ersten zwei Ebenen des OSI-Modells ab.

- Die Platine iSXM 552 verfügt zusätzlich über die Software iNA 960, die auf dem ISO-Transportstandard

8073 beruht, und kann daher die Ebenen 1 bis 4 darstellen.

- Die beiden Netzwerksoftwareprodukte RMX-Net und Xenix-Net für die Ebenen 5 bis 7 gestatten einen transparenten Dateienzugriff auf iRMX- und Xenix-Systeme.

Auf der gleichen Veranstaltung kündigte außerdem Microsoft die

Entwicklung des Softwarepakets "Networks" an, das die Einbindung von PC-DOS beziehungsweise MS-VOS ermöglicht.

Da die entsprechenden Protokolle für den Netzwerkservice eine Gemeinschaftsentwicklung von Intel, Microsoft und IBM sind, könne innerhalb eines LANs von allen vier Systemell auf die jeweils anderen Dateien zugegriffen werden.

Wie die Vertreter von Intel und Microsoft ausdrücklich betonten, sollen noch im Laufe des Monats März die Systemspezifikationen für die höheren Ebenen veröffentlicht werden - in der Hoffnung, dieser Entwicklung möglichst schnell zum Durchbruch zu verhelfen und so eine Art De-facto-Standard zu schaffen. Intel und Microsoft gaben sich denn auch optimistisch, daß andere Hersteller unterschiedlicher Betriebssysteme mit entsprechenden Implementationen nachziehen. So hätten beispielsweise alle großen europäischen DV-Anbieter bereits größtes Interesse an der Protokollentwicklung der Drei gezeigt.

Die Hinwendung zu normierten Produkten auf der Basis der OSI-Philosophie sieht Intel als wichtigste Anwenderforderung überhaupt: Hier hätten vor allem die Europäer zunächst eine Vorreiterrolle gespielt, während die US-User-Gemeinde "zu lange auf IBM geschaut" habe.

Wie das Beispiel und die Initiative von General Motors mit der Entwicklung des Manufacturing Automation Protokoll (MAP) zeige, haben mittlerweile aber auch die Amerikaner die Vorteile der Standardisierung und der damit verbundenen Möglichkeit erkannt, Geräte unterschiedlicher Hersteller miteinander zu verknüpfen. Auf den LAN-Bereich bezogen, sei "OpenNet" der Versuch von Intel, diese Strategie umzusetzen, und man erhofft sich somit vor allem auf dem OEM-Sektor und bei Systemhäusern einen gewichtigen Marktanteil.

Als erstes Unternehmen, das das Intel-Konzept mit Produkten unterstützt, kündigte LAN-Anbieter Ungermann/Bass den Personal Network Interface Controller (Personal NIC) und die Personal Network Interface Unit (Personal NIU) an. Beide Produkte sollen noch im März ausgeliefert werden und erlauben den Anschluß des IBM PC an ein Ethernet-LAN. Die von Intel und Ungermann/ Bass gemeinsame LAN-Software sorgt für die Kommunikation zwischen dem IBM PC und der OpenNet-Produktfamilie.