IDF-Roundup

Intel greift nach neuen Märkten

16.09.2010
Chip-Gigant Intel möchte nicht länger nur Mikroprozessoren für PCs und Server-Computer produzieren.

Auf dem Entwickler-Forum IDF in San Francisco zeigte der Konzern sein Konzept, um in der Welt der vielfältigen Internet-Geräte - vom Smartphone bis zum Fernseher - eine wichtige Rolle zu spielen. Bislang hat sich Intel damit schwergetan.

Intel will in einem neuen Anlauf die wachsenden Märkte der mobilen Internet-Geräte und Fernseher erobern. Auf dem Intel Developer Forum kündigte der weltgrößte Chiphersteller zahlreiche neue Chipmodelle an, die in Desktop-PCs, Netbooks und modernen Internet-Fernsehern für nahtlose Mediengenuss sorgen sollen.

Das Internet ist längst zum Alltag geworden. Und der Markt für mobile Internet-Geräte boomt. Insgesamt 2,8 Milliarden so genannter Smart Devices gebe es bereits, sagte Intel-Chef Paul Otellini (Keynote-Video). Und die Anzahl werde sich bis 2014 noch verdoppeln. Allerdings spielt Intel in diesem neuen Markt bislang nur eine untergeordnete Rolle. Das soll sich nun ändern: Intel wolle mit seinen Prozessoren dafür sorgen, dass die Nutzer über alle Geräte hinweg ihre Medien bruchlos austauschen können. Dafür will das Unternehmen mehr Hard- und Software-Systeme als Standardkomponenten anbieten.

Gerade im Markt der kleinen mobilen Geräte hatte sich das Unternehmen lange schwergetan. Bei den Smartphones hat Intel bislang gegenüber Chipdesignern wie ARM das Nachsehen. Und für das iPad, Vorbild für den derzeit boomenden Markt neuer Tablet-PCs, setzt Apple mit dem A4 lieber auf eine Eigenproduktion. Die vor zwei Jahren eingeführte Atom-Modell-Reihe von Intel hatte sich zwar erfolgreich bei den Netbooks durchgesetzt, bei Tablets sind sie jedoch noch längst kein Standard.

"Das Ökosystem der neuen Tablet-PCs explodiert gerade", sagte Intel-Manager Doug Davis. Bereits nächstes Jahr werde es 20 Millionen solcher Geräte auf dem Markt geben. Diesen Markt will Intel nicht der Konkurrenz überlassen. In San Francisco präsentierte Intel eine Reihe neuer Atom-Prozessoren - und mit den Chips ausgestattete Tablets, die in Kürze auf den Markt kommen sollen.

Dell brachte ein neues Gerät mit, das mit einem im Rahmen drehbaren Display clever eine Tastatur verbirgt. Der Touch-Screen- Computer soll noch in diesem Jahr auf den Markt kommen. Auch das für kommenden Dienstag in Deutschland angekündigte WeTab zeigte Intel auf der Bühne im Moscone Center.

In amerikanischen Medien hat das WeTab allerdings auch für Irritation gesorgt. Dass ausgerechnet das Gerät einer "obskuren" Firma aus Europa als Aushängeschild fungiere, zeige eher, dass Intel vom Erfolg in diesem Markt noch weit entfernt ist, interpretierte das Branchenmagazin "Cnet".

Allerdings wird das WeTab auch das erste Gerät sein, dass mit dem Betriebssystem MeeGo ausgestattet ist - einer Koproduktion von Intel und Nokia. Man habe sich gegen Linux und für MeeGo entschieden, um eine bessere Abstimmung mit dem Prozessor zu erreichen, erklärte Stephan Odörfer, Technikchef des Hardwareherstellers 4tiitoo. Intel tritt mit MeeGo nicht nur gegen Googles Android an. Mit der Ankündigung eines eigenen App-Stores ("AppUp") will sich das Unternehmen auch einen Teil des Kuchens sichern, den derzeit weitgehend Google und Apple für sich beanspruchen.

Mit dem Atom-Chip, der vor zwei Jahren vorgestellt wurde, sieht sich Intel auch für die klassische Unterhaltungselektronik gut gerüstet: Der neue Atom CE4200 soll nun Internet-fähige Fernseher mit Rechenleistung versorgen und die nahtlose Verbindung der Geräte mit dem Netz ermöglichen. Das Chipsystem unterstützt 3D-Inhalte und soll künftig auch die bruchlose Übertragung von Fernsehfilmen auf mobile Geräte ermöglichen. Intels Chip soll dafür sorgen, dass dabei die verschiedenen Videoformate ohne große Zeitverzögerung umgerechnet werden.

Schon seit Jahren versucht Intel im Markt der Unterhaltungselektronik Fuß zu fassen. Ein erster Versuch mit dem Chip-System "Viiv" war nach einer kurzen Zusammenarbeit mit Philips gescheitert. Nun hat Intel mit Sony einen neuen Partner gewonnen. Der japanische Elektronikhersteller hatte seinen ersten Internet- Fernseher mit Googles Betriebssystem Android erst kürzlich auf der IFA in Berlin präsentiert. Die Fernseher mit dem Atom-Chip sollen noch in diesem Jahr auf den Markt kommen. (dpa/tc)