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Intel erhöht Prognose deutlich

03.12.2004
Intel erwartet im Q4 deutlich mehr Umsatz als bisher. Das bekam dem Aktienkurs des Konzerns gut, der in diesem Jahr aufgrund diverser Probleme bislang um 29 Prozent gesunken war.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Regelrecht Optimismus versprüht hat gestern der US-amerikanische Halbleiterkonzern Intel in seinem regulären Midquarter-Update. Das bisher mit reichlich negativen Schlagzeilen durchwachsene Jahr 2004 wird das Unternehmen demnach überraschend positiv abschließen. Es profitiert aus Sicht von Analysten von solider Nachfrage nach Notebooks und Servern mit seinen Prozessoren. Intels Aktienkurs stieg im nachbörslichen Handel bereits um mehr als sieben Prozent.

Seine Umsatzerwartung für das vierte Quartal hatte Intel zuvor auf 9,3 bis 9,5 Milliarden Dollar erhöht. Ende Oktober war der Konzern noch von 8,6 bis 9,2 Milliarden Dollar ausgegangen. Außerdem komme man beim Abbau von Lagerüberbeständen gut voran, so Intel, und erwäge sechs Milliarden Dollar Auslandseinnahmen ins Inland zurückzuholen, um die Vorteile eines speziellen US-Steuersatzes auszunutzen.

Im bisherigen Jahresverlauf hatte Intel die Prozessorproduktion teilweise falsch eingeschätzt und musste mehrfach wichtige Produkte verschieben - und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, wo Wettbewerber Advanced Micro Devices (AMD) seine wettbewerbsfähigsten Produkte seit Jahren auf den Markt brachte. In der Folge war Intels Aktienkurs bis zur gestrigen Ankündigung im Laufe des Jahres um 29 Prozent gesunken, während das Papier von AMD im gleichen Zeitraum um 52 Prozent zulegte.

Vor dem Update notierte die Intel-Aktie zum Nasdaq-Fixing um 39 Cent leichter bei 22,71 Dollar. Im nachbörslichen Handel zog der Kurs dann laut Inet ATS auf 24,43 Dollar an.

Die aktuelle Prognose ist das genaue Gegenteil von dem, was beim letzten Midquarter-Update im September passierte - seinerzeit hatte Intel die Wall Street enttäuscht, indem es seine Umsatz- und Gewinnmargenerwartung reduzierte. Das Management hatte dies mit sommerlich schwacher Nachfrage im PC-Markt begründet, woraufhin die Analysten beklagten, Intel habe den Markt fälschlich zu hoch eingeschätzt.

Apjit Walia, Analyst bei RBC Capital Markets, kommentierte, das Geschäft bei großen Computerbauern habe sich im November merklich verbessert. Deswegen hatte einige Analysten zwar erwartet, dass Intel seine Prognose hochsetzen würde, aber nicht in diesem Ausmaß. "Das ist großartig", findet Rick Whittington von Caris & Co. "Das hat eine Menge Leute plattfüßig erwischt."

Allerdings gab es in Intels Quartals-Update nicht nur eitel Sonnenschein. Die Bruttogewinnmarge wird sich aufgrund der Bemühungen, Lagerbestände zu verringern, wohl nicht wirklich verbessern, sie soll am oberen Ende der Spanne von 55 bis 57 Prozent liegen. Zuvor hatte das Unternehmen "56 Prozent plusminus einige Prozentpunkte" avisiert.

Intels Finanzchef Andy Bryant erklärte, das erwartete Umsatzplus resultiere aus gestiegener Nachfrage in allen wichtigen Regionen und über die meisten Produktlinien im Architekturgeschäft hinweg, das Prozessoren und flankierende Chipsets umfasst. Die Prognose entspräche einem sequentiellen Wachstum von elf Prozent gegenüber dem dritten Quartal; in der Vergangenheit hatte Intel hier Werte zwischen null und zwölf Prozent erzielen können. Sollte sie zutreffen, würde Intel im Gesamtjahr seine Einnahmen um 13 Prozent steigern. "Das würde ein Rekordquartal und -jahr ergeben", so der CFO.

Intels Geschäft läuft derzeit am besten im Bereich Notebook-Prozessoren - ein Marktsegment, in das AMD bislang kaum vordringen konnte. Auch die "Xeon"-Server-Chips werden stark nachgefragt - insbesondere die jüngste "Nocona"-Generation mit auf 64 Bit erweitertem x86-Befehlssatz. AMD feiert mit seinem "Opteron" zwar ebenfalls Erfolge im Server-Markt, dies hat Intel aber bislang kaum Marktanteile gekostet. "AMD macht sich gut, ich glaube aber nicht, dass dies Intel wirklich beeinträchtigt", glaubt Analyst Walia.

Nachdem Intel im dritten Quartal seine Produktion gedrosselt hatte, verriet Bryant noch, dass speziell in den modernsten Fabs die Fertigung wieder hochgefahren wurde. Die Nachfrage einiger Hersteller habe man sogar nicht völlig befriedigen können. "Es gab ein paar Engpässe", gestand der Finanzchef. (tc)