Integrata Training peilt 50 Millionen Mark Umsatz an Mit Bildungs-Management und High-Tech auf Kundenfang gehen

03.03.1995

MUENCHEN/TUEBINGEN (hk) - Schulungsinstitute sind zuversichtlich geworden: Anwender geben wieder Geld fuer DV-Training aus. Nur: Um sich am Markt behaupten zu koennen, muessen sich die Anbieter einiges einfallen lassen. Integrata-Vorstandssprecher Gerhard Waechter und Marketing-Chefin Brigitte Krcmar erlaeuterten in einem CW-Gespraech, wie sie als Aktiengesellschaft den kleinen Unternehmen Paroli bieten wollen.

Jahrelang liebaeugelte Integrata-Gruender Wolfgang Heilmann mit dem Gang an die Boerse. Nachdem sich aber das Beratungsgeschaeft in den letzten Jahren weniger positiv entwickelte, hoerte man nichts mehr von dieser Absicht.

Nun erfolgt aber ein neuer Anlauf unter neuen Vorzeichen. Die Trainingsabteilung, die mit dem Aufkauf des CDI-Seminargeschaeftes seit 1. Oktober 1993 als eigenstaendiges Unternehmen firmiert, ist seit Anfang dieses Jahres Aktiengesellschaft und will naechstes Jahr an die Boerse.

Dafuer sollte man allerdings gute Ergebnisse vorweisen koennen. Vorstandssprecher Waechter ist optimistisch: Fuer Januar dieses Jahres vermeldet er einen Umsatzzuwachs gegenueber dem vergleichbaren Monat des letzten Jahres um ueber 30 Prozent. Ehrgeiziges Ziel sind Jahreseinnahmen von 50 Millionen Mark, nachdem es im letzten Jahr 35 Millionen waren.

Das Plus resultiert unter anderem aus dem Zukauf des ostdeutschen Bildungstraegers BuB Bildungs- und Beratungs GmbH, Guestrow, der im letzten Jahr 8,7 Millionen Mark erwirtschaftete. Das Institut fuehrt unter anderem vom Arbeitsamt gefoerderte Fortbildungs- und Umschulungslehrgaenge in Mecklenburg-Vorpommern in kaufmaennischen Berufen, Bau- und Metall- beziehungsweise Elektroberufen sowie der Hotellerie durch.

Nachdem Integrata vor einigen Jahren bereits einen Ausflug ins Geschaeft mit Arbeitsamtsmassnahmen wagte, nimmt der Anbieter diesmal einen neuen Anlauf, indem er sich den Spezialisten dafuer gleich einkauft. Auf die Frage, wie beim Zusammenschluss von Informationstechnik und Gastronomie die Synergieeffekte entstuenden, meinte Waechter, dass die BuB-Lehrgaenge "eine Ergaenzung zum bisherigen Seminargeschaeft" seien, aber auch ein "Start in neue Themenbereiche und der Ausbau der Position in den neuen Laendern".

Aber nicht nur in Ostdeutschland moechten die Tuebinger aktiv werden. Mit dem Kapital, dass sie sich als AG von der Boerse holen wollen, wuerden sie ganz gerne auch ueber den deutschsprachigen Raum hinaus die Fuehler ausstrecken.

Gutes Geschaeft mit PC- und Netzwerktraining

Es gebe, so Marketing-Chefin Krcmar, Gespraeche mit Kooperationspartnern aus den Benelux-Laendern. Klar sei aber, das habe das Beispiel SAP gezeigt, dass "der Erfolg nur ueber die USA geht". Man koenne sich durchaus vorstellen, im Schlepptau eines grossen Herstellers dort Seminare anzubieten.

Produktseminare des fuehrenden Standardsoftwarehauses als Katalogangebot offeriert Integrata seit Anfang dieses Jahres in Berlin, Duesseldorf und Muenchen. "Selten haben neu in den Katalog aufgenommene Kurse so gut eingeschlagen", freut sich Waechter. Normalerweise dauere es mindestens ein halbes Jahr, bis der Markt die Neuigkeiten aufnehme.

Das Angebot zu SAP-Veranstaltungen umfasse 66 unterschiedliche Themen. Ansonsten hat eine deutliche Verschiebung stattgefunden. Verdiente man frueher viel Geld mit Mainframe-Kursen, so machen heute PC- und Netztraining 50 Prozent der Geschaeftes aus, 25 Prozent entfallen auf Grossrechnerseminare und das verbleibende Viertel auf die sogenannten weichen Themen aus den Bereichen Fuehrung, Verhalten und Kommunikation.

Einen Wettbewerbsvorteil - gerade gegenueber den Kleinen - versprechen sich die Tuebinger mit der Einrichtung von High-Tech- Raeumen. Zunaechst in Muenster und Tuebingen stehen den Teilnehmern neben einer vernetzten Workstation-Ausstattung ein Multimedia- Videosystem, eine 100-MB-Vernetzung, WAN-Anschluesse mit High- speed-Modems und ISDN sowie ein Internet- und Compuserve-Zugang zur Verfuegung.

Gerade bei der Einfuehrung neuer Systeme sei die Akzeptanz der Anwender sehr wichtig. Es habe sich in den Chefetagen herumgesprochen, dass dafuer eine qualifizierte DV-Schulung notwendiger denn je sei, weiss Waechter. "Vor zwei Jahren noch schickten Betriebe ein paar Sachbearbeiter zur Weiterbildung", heute gehe es manchmal darum, im Rahmen eines Bildungsprojektes mit Workshops, Coaching und CBT-Einsatz ueber 1000 Endanwender zu schulen. "Damit wird Training Bestandteil eines Gesamtkonzeptes" resuemiert der Tuebinger Manager.

In der Experimentierphase befinden sich die Schwaben mit Multimedia. Zunaechst vereinbarten sie eine Kooperation mit Applied Learning, dem groessten Lieferanten solcher Lernprogramme. Sie beabsichtigen, diese in oeffentlichen Seminaren einzusetzen. Frau Krcmar ist aber ueberzeugt, dass diese Hilfsmittel nur begleitend verwendet werden koennen, sei es im Vorfeld oder nach Kursende zur Vertiefung.