Datenverwaltung künftig per App statt auf Papier
Die Vorzüge des digitalen Arbeitsflusses lassen sich gut darstellen am Beispiel der Lagerung von chirurgischen Instrumenten, die bei einer Operation kontaminiert wurden und wiederaufbereitet werden sollen. In der ZSVA werden Packinformationen für die einzelnen Instrumente häufig umständlich in Packlisten auf Papier oder in Microsoft Excel verwaltet und dokumentiert:
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Mit der mobilen App „Count Sheet Manager“ (Packlistengenerator) für das Apple-iOS-Betriebssystem, die Aesculap auf Basis von SAP HANA Cloud Platform zusammen mit SAP und Apple entwickelt hat, lässt sich dieser Vorgang deutlich einfacher und damit effizienter und straffer durchführen. - Home
Mit dieser nativen App kann das medizinische Personal der ZSVA komfortabel via iPad jederzeit aktuelle Packlisteninformationen zum Packen der bei einer Operation kontaminierten Instrumente abrufen. - Packliste Listendarstellung
Für den Zugriff auf die relevanten Daten, die in der Cloud einheitlich, konsistent und in hoher Qualität verwaltet werden, benötigt man lediglich eine Internetverbindung. - Packliste Icon-Darstellung
Der Count Sheet Manager richtet sich vor allem an Kliniken, die aufgrund ihrer geringen Größe und/oder aus Kostengründen auf ein Instrumentenmanagementsystem (IMS) verzichten
In einem nächsten Schritt soll die App gezielt erweitert werden, etwa durch die Integration von Handlungsanweisungen für die Wiederaufbereitung kontaminierter Instrumente oder sogenannte Zerlegungsposter. Sie erläutern in Text und Bild, wie medizinische Geräte wie etwa ein Endoskop korrekt auseinandergebaut beziehungsweise zusammengesetzt werden.
Verborgene Zusammenhänge erschließen
Darüber hinaus will Aesculap SAP Cloud Platform als zentralen Speicherort im Sinne eines Data-Lake-Konzeptes für die Vielzahl an Daten zu seinen Produkten, Services und Kunden nutzen, die im Moment noch in unterschiedlichen IT-Systemen verwaltet werden. Intelligente Abfragen und Auswertungen von in der Cloud gespeicherten Daten aus den verschiedenen Quellsystemen, SAP oder Non-SAP, erschließen dann eventuell bislang verborgene Zusammenhänge und Beziehungen.Davon erhofft man sich neue Erkenntnisse, um Prozesse beim Kunden gezielt optimieren oder wettbewerbsdifferenzierende Geschäftsabläufe und -modelle entwickeln und realisieren zu können. Die Möglichkeiten dazu bieten die In-Memory-Technologien von SAP HANA und integrierte Algorithmen für das Data Mining als wichtiger funktionaler Baustein.
"Für diese komplexen Aufgabenstellungen brauchen wir Data Scientisten, die in der Vielzahl unterschiedlicher Daten Zusammenhänge feststellen und die richtigen Abfragen durchführen", sagt Christian Frank. Datenmodellierung, -analyse und -exploration erfolgen in der Anwendung SAP BusinessObjects Cloud, die ebenfalls auf SAP Cloud Platform aufbaut. Diese SaaS-BI-Lösung liefert sofortige Einblicke und Ergebnisse und visualisiert sie übersichtlich - egal ob am Desktop oder mobil per Smartphone oder Tablet. Die Resultate lassen sich auch problemlos in die Anwendungen von Drittanbietern einbinden, die bei Aesculap genutzt werden, zum Beispiel die Vertriebslösung Salesforce.com oder die Büro- und Kollaborationsssoftware Microsoft Office.
Benchmarks mit hoher Aussagekraft
Die Kombination des Data-Lake-Konzepts in SAP Cloud Platform mit den Möglichkeiten von SAP BusinessObjects Cloud eröffnet völlig neue Perspektiven, etwa in Bezug auf Benchmarkanalysen zu einzelnen chirurgischen Produkten und Lösungen. Wegen des Kostendrucks ist eine vergleichende Analyse von Instrumenten, Siebkörben oder Sterilgutcontainern für die Kliniken von hoher Bedeutung. Sie wird von Aesculap als Serviceleistung erbracht.
Die erforderlichen Daten stammen aus einem Instrumentenmanagementsystem (IMS), wo chirurgische Produkte und Lösungen inventarisiert und die Kosten für Handling und Reparatur - zum Beispiel nach Instrument, Operation oder Patient - dokumentiert sind. Sie wurden bisher per Export an Aesculap übermittelt und von den Experten dort in einer Microsoft-Excel-Lösung ausgewertet. Aufgrund der stetig steigenden Datenmenge gestaltet sich dieses Verfahren jedoch zunehmend komplex, die Kapazitätsgrenzen sind erreicht.
AUF EINEN BLICK |
Unternehmen: B. Braun, Tochterfirma Aesculap Branche: Medizintechnik Ziel/Art des Projekts: Entwicklung eines digitalen Marktplatzes mit Apps für Kliniken, Geschäftspartner und die eigenen Vertriebsmitarbeiter; Verbesserung der Agilität und Flexibilität bei der Interaktion und der Kommunikation mit Kunden Lösungen: SAP HANA Cloud Platform, SAP BusinessObjects Cloud Implementierungspartner: B. Braun IT Service GmbH, IBsolution GmbH Bisherige Systemumgebung: Heterogene Systemlandschaft zur Datenerfassung und -auswertung Neue Systemumgebung: SAP Cloud Platformals Platform-as-a-Service-Umgebung für einen digitalen Marktplatz, SAP BusinessObjects Cloud, SAPUI5-basierte Apps und ein Data-Lake-Konzept Einordnung in digitale Transformation: Projekt ist Teil der Digitalisierungsstrategie und der „Konzernstrategie 2020“ der B. Braun Melsungen AG |
Wird das IMS dagegen über vordefinierte Integrationsservices (OData Schnittstellen) an SAP Cloud Platform angeschlossen, können die Daten zu den Kosten für Handling und Reparatur direkt in die Cloud übertragen und dort gespeichert werden. Die Klinikdaten werden dann mit Daten kombiniert, die aus den SAP-Systemen von B. Braunstammen und über den SAP Landscape Transformation Server (SLT) in die SAP Cloud Platform repliziert werden. Das wiederum wirkt sich positiv auf die Qualität der Beratungsservices aus und trägt zur Optimierung der Kosten für das Management chirurgischer Instrumente und Medizinprodukte beim Kunden bei.
Digitaler Wandel braucht Start-up-Kultur
Ein derart anspruchsvolles digitales Transformationsprojekt ist natürlich auch mit zahlreichen Herausforderungen verbunden. B.Braun begegnet ihnen mit einer Start-up-Mentalität, die Innovationen fördert und zum Experimentieren ermutigt, und hoher Veränderungsbereitschaft. "Dadurch sind wir in der Lage, auf neue oder ungewöhnliche Fragen und Problemstellungen zeitnah mit einer intelligenten Lösung zu antworten", erläutert Sören Lauinger. In der Aesculap Brain Factory als Innovationszentrum für Services und digitale Kooperationen wird diese Start-up-Kultur in Zukunft gefördert und organisatorisch im Unternehmen verankert sein. Sie soll zum Jahresbeginn 2017 ihre Arbeit aufnehmen.