CIO-Pläne für die Krise

Innovationen trotz Sparzwangs

21.07.2009
Von Robert Gammel

Bewegliche Sparziele

Wie sehr IT-Abteilungen hierzulande betroffen sind, erläuterte Kurt Servatius, Executive Vice President der Allianz SE, anhand einer Umfrage des CIO-Colloquiums, an der rund 40 Mitglieder teilnahmen. Demnach müssen 60 Prozent der befragten CIOs mit reduzierten IT-Budgets auskommen; zwei Drittel der von Kürzungen Betroffenen sind sogar gezwungen, mehr als fünf Prozent einzusparen. Die Sparziele würden zudem permanent nachjustiert. 80 Prozent reduzieren der Erhebung zufolge die Aufwendungen für das externe Personal, immerhin 30 Prozent der Befragten entlassen festangestellte Mitarbeiter. Vor diesem Hintergrund fehlten vielerorts die für Innovationen notwendigen finanziellen Mittel, so Servatius. Für die Zurückhaltung macht er aber noch einen weiteren Grund aus: "Deutsche CIOs sind enttäuscht vom Reifezustand vielgepriesener Technologien wie SOA." Lediglich der Trend zur Virtualisierung werde überwiegend positiv bewertet.

"Die Krise ist für die IT kein Grund zum Jammern - die anderen Unternehmensbereiche sind von ihren Auswirkungen ebenso betroffen", betonte Servatius. Zwei Drittel der Befragten sähen darin sogar mehr Chancen als Risiken. So gelinge es in schwierigen Zeiten leichter, heilige Kühe zu schlachten, nicht oder wenig genutzte Systeme abzuschalten und Standardisierungsprojekte entscheidend voranzubringen.

Volkswagen-CIO Klaus Hardy Mühleck hat die Konzern-IT verschlankt.
Volkswagen-CIO Klaus Hardy Mühleck hat die Konzern-IT verschlankt.

In puncto Harmonisierung hat der VW-Konzern bereits vor der Krise viel Arbeit geleistet. Laut CIO Klaus Hardy Mühleck ist der Automobilbauer vom Abschwung zwar berührt, wird aber nicht gebeutelt wie etliche andere Hersteller. Bereits in den vergangenen Jahren hat das Unternehmen die IT rigide verschlankt und standardisiert. "Wie bei den Fahrzeugen selbst beträgt bei uns die Fertigungstiefe auch in der IT zirka 25 Prozent", erklärte Mühleck. Seine Organisation besteht aus 3500 internen Mitarbeitern, denen rund 9000 externe Kräfte zuarbeiten.

Mittlerweile, so der einstige Audi-Manager, könne der Konzern auf einen markenübergreifenden IT-Baukasten zurückgreifen, der vom Chief Technical Officer (CTO) fortwährend gepflegt werde. Große Einsparungen hätten sich zudem durch ein weltweit einheitliches Output-Management und geschickte Lizenzierungsmodelle erzielen lassen.

"Bei Volkswagen werden generell keine reinen Technologieprojekte mehr gemacht", so Mühleck. Da immer auch die dahinterliegenden Prozesse optimiert würden, spricht er stattdessen von Change-Management-Projekten und rechnet trotz Krise nicht mit Einsparungen im IT-Bereich.

An diesem Punkt setzt auch Peter Wroblowski an. Der CIO der Henkel AG & Co KGaA führte unter dem Titel "Steigende IT-Projekt-Budgets in der Krise" aus, wie sich trotz finanzieller Herausforderungen Innovationen umsetzen lassen. Der Konzern mit einem Jahresumsatz von 15 Milliarden Euro gibt rund sechs Milliarden Euro für Prozesse aus; das IT-Budget beläuft sich auf zirka 300 Millionen Euro. Wroblowski folgert daraus, dass die Kostenhebel im Business wesentlich größer sind als in der IT. Wenn seine Organisation die Kosten um zehn Prozent reduzieren würde, beliefen sich die Einsparungen auf vergleichsweise bescheidene 30 Millionen Euro. Gelänge es dagegen, zwei Prozent der Prozesskosten zu vermeiden, ergäbe sich ein Sparpotenzial von 120 Millionen Euro.