Hier Einschnitte, dort Ausbau

Innominate baut auf Kernkompetenzen

23.02.2001
MÜNCHEN (ls) - In schnellen Schritten wandelt sich der einstige Linux-Komplettdienstleister Innominate zu einem Open-Source-Spezialisten in Sachen Sicherheit und Hochverfügbarkeit.

Die im Dezember letzten Jahres verkündete radikale Änderung der Geschäftsorientierung des Serviceunternehmens Innominate war keine Beruhigungspille für die Investoren. Konfrontiert mit Änderungen im deutschen Linux-Markt und alarmiert durch den Bankrott des Bonner Konkurrenten ID-Pro aufgrund von Liquiditätsproblemen hatte man einen radikalen Einschnitt vorgenommen. Die Berliner wollen seither nicht mehr Dienstleister für alle Linux-Aspekte sein, sondern sich auf ihre Kernkompetenz in Sachen Sicherheit und Hochverfügbarkeit konzentrieren (siehe CW 51/52/00, Seite 7).

Damals wurden sofort zwei Niederlassungen in Hamburg und Düsseldorf geschlossen und zehn dortige Mitarbeiter entlassen. Am 1. Februar 2001 folgte der nächste Schnitt, die Trennung von der Filiale in Karlsruhe. Sie passte nicht in das neue Konzept, weil hier dieMitarbeiter nicht die gewünschten Spezialkompetenzen mitbringen.

Der Konsolidierung folgen Neuheiten

"Multimedia und Softwareentwicklung gehören nicht mehr zu unseren Kerngeschäften", erklärt Raphael Leiteritz, Chief Executive Officer von Innominate, kurz und bündig. "Somit war eine Ausgliederung sinnvoll." In den beiden genannten Bereichen werden die Karlsruher jetzt unter eigener Flagge ihr Glück versuchen, nämlich als Colibri GmbH unter Leitung von Florian Spanachi.

Wenige Tage später unterstrich die nächste Meldung von Innominate, dass es den Berlinern um mehr geht, als sich auf Kernkompetenzen gesundzuschrumpfen. Die von Innominate zuvor schon in mehreren Projekten eingesetzte Open-Source-Sicherheitslösung "Protected Firewall 2010" wurde um ein Dienstleistungspaket erweitert. Unter dem Titel "Protected Firewall Solutions" kauft man jetzt auch noch laufende Überwachungs- und Aktualisierungsservices.

Die sich beinahe täglich ändernden Angriffsmöglichkeiten sind der Grund, über ein statisches Produkt hinauszugehen. "Eine Firewall ohne ständige Überwachung wiegt die Kunden in eine trügerischen Sicherheit", befindet Innominate-Sicherheitschef Thomas Graichen. Im Rahmen des erweiterten Pakets wird sein Unternehmen nun für Kunden die tägliche Überwachung der Systemintegrität und regelmäßige Zustandsanalysen übernehmen. Hinzu kommen gegebenenfalls Analysen der Angriffe und der eigenen Schwachstellen, Anpassungen der Sicherheitslösung sowie laufende Upgrades der Firewall.

Dieses Angebot gibt es auch in Varianten für OEMs. Hierbei wird die Firewall an die Hardwareanforderungen der Partner oder in deren spezifische Anwendungssoftware integriert. Außerdem sind optional Updates und Support erhältlich. Die OEM-Partner können sich darüber hinaus ebenso wie Systemadministratoren von Kunden bei der Hamburger Innominate Training GmbH zu Sicherheitsfragen schulen lassen.

Mitte Februar 2001 startete Innominate einen neuen Geschäftsbereich, Embedded Linux, unter der Leitung von Michael Mächtel. Hier sollen - noch nicht genauer beschriebene - Lösungen für Mobile Computing und Consumer Electronic mit Ausrichtung auf die beiden Geschäftsschwerpunkte Sicherheit und Hochverfügbarkeit entstehen. Für Handys, Palmtops und Settop-Boxen biete sich Linux aufgrund seiner Skalierbarkeit besonders an. Und angesichts der zunehmenden Integration solcher Geräte in komplexere IT-Systeme seien auch hier höhere Sicherheitsniveaus erforderlich.

Innominate startet den neuen Bereich nicht bei null, sondern hat sich einen Partner aus der Embedded-Szene gesichert: Man kooperiert mit der Sysgo Real-Time Solutions GmbH aus dem Mainzer Vorort Klein-Winternheim. Das 1992 gegründete Unternehmen war ursprünglich auf die Portierung von Embedded-Software auf verschiedene Hardware und auf Treiberprogrammierung spezialisiert. Bekannter wurde Sysgo, als es als erstes deutsches Unternehmen dem Embedded Linux Consortium beitrat. Seit dem Sommer letzten Jahres bietet die Firma eine eigene Embedded-Linux-Distribution "Elinos" an, die eine komplette Entwicklungsumgebung mitbringt.