Ingredienzien für coole Websites: Ajax, Tags und RSS

03.05.2005
Von 
Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.

Social Bookmarks wie del.icio.us, Furl oder Spurl entwickeln sich hingegen zu Rennern. Was unterscheidet sie von den erfolglosen Pionieren? Anstatt ihren Service als privaten Stauraum für Bookmarks zu betrachten, bedienen sie sich geschickt der Netzwerkeffekte, die durch große Teilnehmerzahlen entstehen. Im Fall der Social Bookmarks profitieren alle Nutzer von der Tätigkeit aller anderen. Wer eine URL im System hinterlegt, kann sofort sehen, wie viele andere Anwender dieselbe Seite vorgemerkt haben. Aus der aktuellen Bookmark-Hitparade lässt sich leicht erkennen, die Inhalte welcher Sites gerade stark beachtet werden.

Der eigentliche Clou der Social Bookmarks besteht aber darin, dass Benutzer angehalten werden, ihre favorisierten Seiten zu beschreiben. Dazu bedienen sie sich einer freien Verschlagwortung. Firmenintern, etwa bei der Auszeichnung von Texten in Content-Management-Systemen, hat sich dieses Verfahren keinen besonders guten Ruf erworben. Weil die Anwender Synonyme und unterschiedliche Flexionsformen verwenden sowie Kategorien eng oder weit fassen, entstehen nur bedingt verwertbare Metadaten.

Bei großen Gruppen mit mehreren tausend Benutzern lassen sich aber aus solchen inkonsistenten Daten verwandte Begriffe und thematische Schwerpunkte ermitteln sowie wie Ausreißer eliminieren, die nur von wenigen Anwendern eingegeben wurden. Die Schlagwortlisten sind im Gegensatz zu kontrollierten Vokabularen, wie sie etwa in Bibliotheken verwendet werden, flach, das heißt, es gibt keine hierarchische Abhängigkeit zwischen Begriffen. Sie daher für ein heterogenes Publikum, das nicht in den Gebrauch eines komplizierten Katalogs eingeübt werden kann, einfacher zu handhaben.

Für die freie Verschlagwortung von Inhalten durch eine große Anwenderschaft hat sich das Kunstwort Folksonomy eingebürgert. Es setzt sich aus den englischen Begriffen "Folks" und "Taxonomy" zusammen. Häufig ist aber auch nur von "Tagging" (Tag = englisch für Etikett, Marke) die Rede.

Mehr Benutzerkomfort im Web

Eine technische Errungenschaft, mit der einige Sites Aufsehen erregten, hört auf das Akronym Ajax (Asynchronous Javascript + XML). Dahinter verbirgt sich eine Kombination aus Javascript, der HTML-Programmierschnittstelle DOM sowie einem Modul namens XMLHttpRequest, das es dem Browser erlaubt, in Reaktion auf Benutzeraktivitäten mit dem Server zu kommunizieren. Als Pionier dieses Verfahrens gilt Microsoft, das während des legendären Browser-Kriegs in den 90er Jahren damit die Java-Bedrohung abwehren wollte. Mit dem weitgehenden Verschwinden von Java-Applets aus dem Web verlor Redmond das Interesse an der Technologie und propagiert nun sein Konzept des Smart Client, der auf .NET beruht.