Landesverband der Industrie beklagt Technologiefeindlichkeit:

Ingenieure werden Mangelware

06.02.1981

STUTTGART (gr) - Skepsis gegenüber komplexen Techniken, die bis zur Technologie-Feindlichkeit reiche, macht der Landesverband der Baden-Württembergischen Industrie (LVI); Stuttgart, für den Ingenieurmangel verantwortlich. Die ablehnende Haltung, die auch gegenüber der Datenverarbeitung wahrzunehmen sei, finde sich bei der jungen wie der älteren Generation.

Undurchsichtige Technologien, die bedrohlich erscheinen, rufen nach Ansicht von Dr. Werner Scharlowski, Hauptgeschäftsführer des LVI, eine ablehnende Haltung gerade bei jungen Leuten hervor.

Worte wie Streß und Unsicherheit kämen sogar im Vokabular der Menschen vor, die noch keinen Umgang mit der Technik hätten. Die Diskussion um den Datenschutz zeige eine "Allergie" der Öffentlichkeit, persönliche Daten speichern zu lassen, ohne Kontrolle über die Information und ihre Verwendung ausüben zu können.

Diese Einstellung, die, wie sich nach Ansicht von Scharlowski an der Diskussion um Kernenergie zeigt, auch bei älteren Menschen vertreten ist, verursache einen bedenklichen Mangel an Ingenieuren. Der Drang zum Ingenieurstudium bliebe weit hinter dem allgemeinen Studientrend zurück. Vor allem in den Bereichen Maschinenbau und Elektrotechnik, die einen Großteil der baden-württembergischen Industrie ausmachen, reiche das gegenwärtige Ingenieur-Angebot nicht aus.

Die Umwandlung der Ingenieurschulen in Fachhochschulen habe außerdem zu einer Verschiebung in der Ingenieurstruktur geführt. Auf einen Diplomingenieur komme heute ein graduierter Ingenieur, während sich das Verhältnis vor einigen Jahren noch auf eins zu drei stellte.