Infrastruktur von morgen?

12.03.1982

...Die alten Industrien haben ausgedient. Von ihnen wird letzt erwartet, daß sie mit einem wechselkursbedingten internationalen Wettbewerbsverlust von immer noch 30 bis 35 Prozent fertig werden. Von gestern scheint auch die Infrastruktur zu sein. Straßen, Häfen, Krankenhäuser und die Eisenbahn trügen schließlich nicht zur Produktivität in einer Volkswirtschaft bei, glaubt man.

Nein, das Szenarium der Zukunft, zumindest in den maßgeblichen Hirnen Englands konservativer Regierung sieht folgendermaßen aus: Sämtliche Haushalte sind verkabelt, auf den Dächern nur noch Parabol-Antennen für den Satellitenempfang alter amerikanischer Spielfilme, ein zweites Fernsehgerät für die Interkommunikation per Bildschirmtext. Der Blumenkohl wird nicht mehr während eines kurzen Spaziergangs im Eckladengeschäft gekauft, sondern durch Knopfdruck geordert - möglicherweise nach Inspektion über ein Satellitenbild. Der Mensch der Zukunft verabscheut offenbar jeglichen Kontakt zur Außenwelt und verkehrt mit dieser nur noch per Knopfdruck - zwei kleine Realitätstropfen in diesem Technologiewahn: Von Englands Bildschirmtext mit 200 000 Seiten an Informationen, viele davon sinnlos, will der noch in der Gegenwart lebende britische Verbraucher bislang wenig wissen: bei Mikrochips gibt es bereits Überkapazitäten - konjunkturbedingt? C1.

Zitat aus der Süddeutschen Zeitung vom 8. März 1982, Seite 10.