Bilanzen überarbeitet, Kreditlinie bei den Banken erweitert

Informix kämpft ums Überleben

28.11.1997

Das Defizit des Datenbankanbieters im dritten Quartal 1997 übertraf erneut die Befürchtungen der Analysten: Bei einem Umsatz von 149,9 Millionen Dollar blieb unter dem Strich ein Minus von 110,7 Millionen Dollar übrig. Informix-Chef Bob Finocchio sprach denn auch offen von einem "sehr schwachen Ergebnis", wies aber im gleichen Atemzug auf die noch halbwegs gesunde finanzielle Lage seiner Company hin. Man habe das Potential, um im Markt zu reüssieren und verfüge über mehr als 95 Millionen Dollar an Barmitteln und Investments.

Informix gab auch die Ergebnisse der überarbeiteten Bilanzen für 1994, 1995 und 1996 bekannt. Danach hat das Unternehmen in den betreffenden Geschäftsjahren insgesamt um rund 278 Millionen Dollar weniger eingenommen, als ursprünglich an Umsätzen ausgewiesen wurde. Der kumulierte Nettoertrag für die drei Fiskaljahre wurde um 236 Millionen nach unten korrigiert. Dabei gab Finocchio lediglich "eine Reihe von Form- und Berechnungsfehlern" zu, die nun aber berichtigt worden seien.

Auch die Nasdaq-Aufsichtsbehörde Securities and Exchange Comission (SEC), die im Juli aufgrund der Bilanz-Unregelmäßigkeiten ein Untersuchungsverfahren eingeleitet hatte, werde, so der CEO, "zu keinem anderen Ergebnis kommen". Ein erster Anhörungstermin Anfang November hätte ergeben, daß das Unternehmen wieder börsenfähig sei.

Man erfülle alle Bedingungen, um regulär an der US-Computerbörse notiert zu sein. Seit dem 20. November würden deshalb die Informix-Aktien wieder mit dem traditionellen Kürzel "IFMX" in New York gehandelt. Bekanntlich hatte man an der Wallstreet zeitweilig erwogen, die Company wegen ihrer diffusen Finanzpolitik ganz aus dem Handel zu nehmen. Seit Wochen war die Notiz deshalb nur unter Vorbehalt im Nasdaq-Index gelistet worden.

Für die Zukunft zeigte sich der Informix-Chef trotz allen gegenwärtigen Ungemachs zuversichtlich. So konnten seinen Angaben zufolge zu Beginn des vierten Quartals einige lukrative Neuaufträge an Land gezogen werden - etwa von der sechstgrößten US-Bank First Union oder dem japanischen Mischkonzern Komatsu. Um die derzeitige finanzielle Durststrecke zu überbrücken, sei mit den Banken eine auf zwei Jahre befristete Ausweitung der Kreditlinie um insgesamt 75 Millionen Dollar vereinbart worden. Zudem habe man durch Grundstücksverkäufe die Firmenkasse um rund 60 Millionen Dollar auffüllen können. Um die Kundenbasis bei der Stange zu halten und das Neugeschäft zu forcieren, kündigte die US-Company zum Jahreswechsel eine Neustrukturierung des Portfolios an. Unter anderem sollen sich sämtliche Produktnamen ändern. Gleichzeitig wird es nicht näher bezifferte Preissenkungen bei Data-Warehouse-Lösungen und Web-Anwendungen geben.