Nur die Datenbank-Server werden mit Engagement fortgeführt

Informix' Java-Datenbank steht bei IBM auf der Kippe

22.06.2001
MÜNCHEN (mo) - Ein Strategiepapier zeigt, wie sich IBM die Zukunft der Informix-Produkte vorstellt: Die Datenbank-Server werden zunächst weiterentwickelt, die Tools lässt der Hersteller einschlafen, die Java-Datenbank "Cloudscape" wird eingestellt. Den deutschen Anwendern ist dies recht.

Wer aus dem IBM-Papier, das der COMPUTERWOCHE vorliegt, etwas über die Perspektiven einzelner Produkte erfahren will, muss zwischen den Zeilen lesen. Die Datenbank-Server "Informix Dynamic Server" in den Versionen 7 und 9 sowie "Extended Parallel Server" will IBM wie die Data-Warehouse-Datenbank "Red Brick Decision Server" zunächst "erweitern, verkaufen und supporten" - ein klares Bekenntnis zur Zukunft der Produkte. Bei den Tools ist von Weiterentwicklung dagegen meist nicht mehr die Rede, und auch der Verkauf soll teilweise nur noch an bestehende Kunden erfolgen.

Cloudspace ohne ZukunftGanz schlecht sieht es für die vollständig in Java geschriebene Datenbank Cloudscape aus, die Informix vor rund zwei Jahren erworben hat. Das Produkt soll nur noch für bestehende Kunden gewartet werden. Außerdem legt IBM den Informix-Kunden und-Partnern die hauseigene Embedded-Datenbank "DB2 Everyplace" als Basis für mobile Anwendungen nahe. Damit steht die Zukunft von Cloudscape in den Sternen.

Die User stört das wenig. "Cloudscape spielt bei den Informix-Anwendern in Deutschland praktisch keine Rolle", reagiert Julio Aspiazu, Vorsitzender der deutschen Informix User Group, gelassen, "selbst wenn das Produkt eingestellt werden sollte, ist das für uns nicht von Bedeutung." Datenbankexperte Henrik fände dagegen einen Rückzug schade, da Cloudscape eine praktische und kompakte Java-Datenbank sei.

Wenig Unterstützung für ToolsIn der Java-Gemeinde sieht man die fragliche Zukunft ebenfalls eher gelassen, obwohl die Datenbank im "Java 2 Enterprise Edition (J2EE) Software Development Kit (SDK)" enthalten ist. So weist Michael Stal, Chefredakteur der Fachzeitschrift "Java Spektrum", darauf hin, dass sich die Bedeutung von Cloudscape für Java stark in Grenzen hält. Und Klaus Krüger, Senior-Berater bei der Münchner MGM EDV-Beratung, kann einige Alternativen nennen, zum Beispiel die ebenfalls in Java programmierte SQL-Datenbank "Hypersonic". Außerdem gibt es einen Hoffnungsschimmer für Cloudscape-Anwender. Insider spekulieren darüber, dass IBM den Cloudscape-Code unter Open-Source-Lizenz freigeben könnte.

Die lieblose Unterstützung für die Tools stört die Anwender ebenfalls wenig. Informix selbst hat diese schon stiefmütterlich behandelt und bei der wichtigsten Entwicklungsumgebung, "Informix 4GL", den Umstieg auf ein Drittanbieterprodukt von 4JOs geplant. Insofern ändert sich hier wenig.

Wie zu erwarten, wird es auch "Arrowhead", die Datenbankneuentwicklung von Informix, nicht mehr geben. Ihre Technologie fließt in IBMs Datenbank DB2 ein, genauso wie ausgewählte Komponenten der Datablade-Technologie, die die Verarbeitung nichtrelationaler Daten erlaubt. Arrowhead sollte im Lauf der Zeit die verschiedenen Datenbank-Server von Informix vereinen und ablösen. Damit ist auch die langfristige Strategie für Informix-Anwender klar: die Migration auf DB2.

Mittelfristig besteht jedoch kein Handlungsbedarf. Die angekündigten Upgrades der Kernprodukte werden von IBM wie von Informix geplant ausgeliefert. Das reicht den Benutzern: "Mit IBMs mittelfristiger Strategie zu den Informix-Produkten sind wir sehr zufrieden", lobt Aspiazu die Pläne der Armonker.