CPT bezeichnet "Shared Logic" -Konzept als "zu aufwendig":

Informationsverbund kontra Maschinenverbund

30.03.1979

KÖLN - Die CPT Text-Computer GmbH, Köln, hat im Rahmen ihres zweiten Presse-Informationstages zum Problem der sozialen Implikationen von TV-Systemen Stellung bezogen Zudem wurden von Dr. Gerald W. Radl, Fachmann für Ergonomie und Ingenieurpsychologie beim TÜV Rheinland, die ergonomischen Bedingungen für die Arbeit an Textsystemen aufgezeichnet. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch ein Referat von Herbert F. W. Schramm zum Thema "Markttendenzen - Markt in der Bundesrepublik Deutschland".

Bereits mit dem ersten Presse-Informationstag im Jahr 1976 wurde von CPT mit der Europa-Premiere des ersten Ganzseiten-Bildschirms eine Trendwende aufgezeigt und eingeleitet, die in den Folgejahren auch vom Markt bestätigt wurde. Die jetzt erläuterte neue CPT-Philosophie des "flexiblen Informationsverbundes" wurde dem aufwendigeren Maschinenverbund ("shared logic") gegenübergestellt und zugleich der für diese Idee notwendige Einzelarbeitsplatz - das inteIligente CPT-Textsystem "Videotyper 6600" vorgestellt (siehe Foto). Die "positive Marktakzeptanz" (CPT-Geschäftsführer W. B. Melzer) sei durch Vorverkäufe bereits bestätigt worden.

Beim Maschinenverbund, so Melzer, müsse sofort mit einer hohen Maschineninvestition, einer schwer schätzbaren Organisationsinvestition und echten Operatoren am SteuerpIatz begonnen werden, während Rentabilität, Arbeitsfluß und Arbeitserleichterung zunächst - ähnlich wie bei der Groß-EDV - kaum erfaßbar seien. "Dagegen kann beim Informationsverbund kostensparend mit einem oder wenigen preiswerten intelligenten Einzelautomaten begonnen und bei wachsender Organisation aufgestockt werden", meinte CPT-Geschäftsführer Melzer.

Informationsverbund bedeute Dezentralisierung von intelligenten Einzelarbeitsplätzen bei gleichzeitiger Nutzung der Vorteile zentraler Systeme. Mit dieser CPT-Philosophie, einer vernünftigen Produktpolitik - die unter anderem den ersten ergonomisch richtigen Bildschirm in, Positivdarstellung hervorbrachte - und guter Kundenpflege sei CPT seit 1972 weltweit nach IBM und Xerox, zum drittgrößten Anbieter avanciert.

Ergonomie ist kein Nebenfach

Dr. Gerald W. Radl schilderte die gegenwärtige Problemsituation der Bildschirm-Arbeit aus arbeitsmedizinischer und psychologischer Sicht sowie ergonomische Gesichtspunkte und Grundsätze bei der Gestaltung von Bildschirm-Arbeitsplätzen. Weitere Aspekte seines Referates waren Gegebenheiten im Zusammenhang mit psychischer Arbeitsbeanspruchung und Ermüdung, Zeit- und Pausengestaltung sowie die Einführung von Bildschirmarbeit als Führungsproblem. Zugleich widmete er sich Einzelfragen, so beispielsweise zur Informationsdarstellung am Bildschirm, zur Eingabetastatur, der Anordnung von Arbeitstisch, Arbeitsstuhl und Ablagefächern sowie der Raumbeleuchtung.

Es wird heute von niemandem bestritten, daß die Installation von Textverarbeitungs-Systemen erhebliche, soziale Auswirkungen hat, von denen gewöhnliche Schreibkräfte am stärksten betroffen werden. Die Chancen des Eizelnen würden in einer höheren Qualifikation liegen. Wie ein Referent der DAG betonte, haben die rationalisierenden Unternehmen die Pflicht, durch moderne Technologien freigesetzte Mitarbeiter zunächst im eigenen Unternehmen einzusetzen und durch Umschulung in neue Fachbereiche einzuführen.

Die genauen Auswirkungen der Textverarbeitung sind gegenwärtig noch nicht bekannt. Zahlen über mögliche Freisetzungen schwanken stark, nicht zuletzt deshalb, weil weitgehend sogar Unklarheit über das genaue Marktpotential besteht. Es dürfe jedoch auch nicht übersehen werden, betonte der Gewerkschafts-Vertreter daß Textverarbeitungs-Systeme - ebenso wie Datenverarbeitungs-Anlagen nicht primär zur Personalfreisetzung eingesetzt würden, sondern vor allem wegen der aus ihrem Einsatz resultierenden verbesserten Informationsqualität und

-aktualität.

*Walter Lönneker ist freier EDV-Fachjurnalist