Deutscher DV-Markt übertraf im vergangenen Jahr die Erwartungen:

Informationstechnik 1988 leicht im Aufwind

06.01.1989

ESCHBORN (CW) - Um 11,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist 1988 der deutsche DV-Markt gewachsen. Dabei waren die Erwartungen der Experten für diesen Zeitraum gedämpft: Betrug die Zuwachsrate von 1980 bis 1985 im Durchschnitt noch 22 Prozent, waren es 1987 nur noch zehn. Den größten Anteil an dem Aufwärtstrend hat der Bereich Software.

Das Volumen des bundesdeutschen DV-Marktes lag 1988 bei rund 36,6 Milliarden Mark. Im Jahr zuvor waren es knapp 33 Milliarden Mark gewesen. Während daran der Anteil der Zentraleinheiten von 21 auf 19 Prozent gesunken ist, stieg gleichzeitig der Softwareanteil von 32 auf 35 Prozent, stellte die IDC Deutschland GmbH fest. 1988 war, so die Eschborner Marktforscher, das Jahr der massiven Vorbereitung für einen bevorstehenden Generationswechsel im PC-Markt. Mit der Verfügbarkeit von OS/2 als Nachfolgebetriebssystem für MS-DOS sind PCs auf der Basis von Intel-8088- und -8086-Prozessoren unter strategischen Aspekten in die Home-Computer-Welt gerutscht. Allerdings hat der Durchbruch von OS/2, und damit auch der 80386-Basis auf breiter Front, noch nicht stattgefunden. Dazu werden nach Ansicht der IDC-Mannen noch rund drei Jahre ins Land gehen. 1989 sollen die ersten für OS/2 optimierten Anwendungen auf dem Markt erscheinen.

Ferner erwartet IDC, daß trotz des nach wie vor starken Wachstums bei Single-User-PCs künftig zunehmend Systeme, die auf Mikroprozessoren basieren, als Unix-Mehrplatzsysteme zum Einsatz kommen werden. Unix auf PCs etwa stellt für viele Anwendungen - insbesondere branchenorientierte Lösungen - eine wichtige Alternative zu OS/2-LAN-Manager-Konfigurationen dar.

Der Workstation-Markt wurde laut IDC im vergangenen Jahr bei einem Zuwachs der ausgelieferten Einheiten um 65 Prozent durch einen rapiden Preisverfall erheblich beeinträchtigt. Ein Grund hierfür ist, daß die Grenze zwischen Hochleistungs-PC und Workstations zusehends schwindet. Für den Minimarkt war 1988 mit nur zwei Prozent Zuwachs wiederum ein Jahr der Stagnation. Für das kommende Jahr erwartet IDC bereits eine kräftige Marktausdehnung. Eine Rolle spielen wird hier auch IBMs - herkömmlich aufgebaute - AS/400, jedoch beginnt bereits die Überlagerung traditioneller Minis mit Minirechnern, die auf Mikroprozessoren basieren.

Großrechner sollen nach Ansicht von Prognostikern in der DV-Zukunft keinen Platz mehr haben. Tatsächlich kam es 1988 zu einem signifikanten Rückgang im bundesdeutschen Mainframe-Geschäft um rund sechs Prozent. IDC betont jedoch, ein kausaler Zusammenhang zwischen beiden Aspekten sei nicht gegeben. Das Großrechnergeschäft war schon immer von Schwankungen bestimmt, die durch Produktzyklen verursacht wurden. Das Eschborner Marktforschungsunternehmen geht von einer Zunahme im Mainframe-Markt in der Größenordnung von acht Prozent pro Jahr aus. Schon 1989 soll auch hier der Aufschwung einsetzen.