Gastkommentar

Information Warfare: Spionage blüht

28.11.1997

Durch fahrlässige Wartung eines einzigen Routers wurden kürzlich Teile des Internet lahmgelegt. Auch in Unternehmen passiert Derartiges. Wird schon nicht so schlimm kommen? Und wenn: Meist trifft`s die anderen.

Im Vorstand ist die Sensibilität für Sicherheitsfragen fast null. Wenn etwas schiefgeht, wagt keiner, den Leitenden davon zu berichten - auch dann nicht, wenn es sich um Millionenbeträge dreht. Natürlich hat jeder ein Paßwort und eine Firewall - manche haben zwei. Aber diese Sicherungen beruhen selten auf einem einheitlichen Konzept. Nötig wäre eine Risikoanalyse: Welche Schwachstellen haben die wichtigsten Verfahren mit den wertvollsten Daten?

"Information Warfare" ist die Störung, Lähmung oder Zerstörung der IV. Diese Angriffe sind einfach und billig. Man braucht nur einen PC für 1000 Mark und einen Internet-Anschluß.

US-Unternehmen haben die Brisanz erkannt. Präsident Bill Clinton wurde ein ausführlicher Bericht vorgelegt: Einem besonderen Risiko unterliegen demnach Unternehmen der Branchen Kommunikationssysteme, Energieversorger und das Finanzwesen. Für weitere Analysen soll bis 2004 eine Milliarde Dollar bereitgestellt werden. Auch Bundesinnenminister Kanther läßt untersuchen, wie lebenswichtige Kommunikationsinfrastrukturen geschützt werden können.

Die Firmen aber tun zuwenig. Die elektronische Wirtschaftsspionage blüht und gedeiht. Wer nicht die Forschungs- und-Entwicklungs-Server seiner stärksten Mitbewerber kennt, gilt unter Insidern als Trottel. Also unter uns: Sagen Sie Ihrem Vorstand lieber nichts von Information Warfare - er könnte Lösungsvorschläge verlangen.

Oder wollen Sie das etwa?