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Protest gegen Gates' Engagement in NRW

Informatiker wittern "Clementgate"

16.02.1999
Von Michael Hufelschulte
Protest gegen Gates' Engagement in NRW

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Auf breiter Front formiert sich Widerstand gegen einen Deal von Microsoft mit dem Land Nordrhein-Westfalen (NRW). Firmenchef Bill Gates hatte bei seinem jüngsten Deutschlandbesuch mit NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement vereinbart, das Land beim Aufbau eines E-Commerce-Beratungszentrums in Dortmund massiv zu unterstützen. Als "Ressource- und Trainingszentrum für Fach- und Führungskräfte aus Wirtschaft, Städten und Gemeinden" (O-Ton Landesregierung) soll das neue Institut mit "Microsoftware" ausgestattet werden. Darüber hinaus wird eine gemeinsame "Multiplikatoren-Initiative" gestartet, die beispielsweise Kammerorganisationen in NRW beim Aufbau von Netzwerken beraten soll.

Vielen Beobachtern ist es ein Dorn im Auge, wie sehr Bill Gates auch hierzulande von Wirtschaftslenkern und Politik hofiert wird. Der E-Commerce-Deal von NRW stößt nun den Mitgliedern des Fördervereins für eine Freie Informationelle Infrastruktur (FFII) besonders unangenehm auf. Sie wittern Kungelei, gar ein "Clementgate". Ein Bundesland dürfe sich nicht derart für eine proprietäre Technologie engagieren.

In einem offenen Brief an Ministerpräsident Clement spricht der FFII von einer Nacht- und Nebelaktion, in die objektive Gutachter hätten eingeweiht werden müssen. Etliche Steuergelder flössen nun in zweifelhafte Softwarelösungen, obwohl bessere Technik zur Verfügung stünde. "Statt eine quelloffene (Open-Source-)Infrastruktur zu errichten, überantworten Sie ihr Land in die Hände einer Monopolfirma, deren rücksichtsloser Machtwille derzeit Gegenstand von gerichtlichen Untersuchungen ist", heißt es in dem Brief. Die Initiatoren appellieren an Clement, die Ausführung der Pläne vorerst zu stoppen und fordern eine öffentliche Diskussion in den Foren des Internet. Mittlerweile haben schon Hunderte Sympathisanten das Schreiben online unterzeichnet.