Enge Personaldecke erfordert Alternativen zum Hochschulstudium:

Informatikassistenten sind sehr gefragt

17.02.1989

FRANKFURT (CW)-Der Stellenmarkt für Informatiker ist leergefegt. Die Personalchefs müssen deshalb andere Quellen anzapfen. Informatik-Ausbildungen unterhalb der Fachhoshschule haben derzeit Konjunktur. Vor allem die Informatikassistenten sollen helfen, den Engpaß im DV-Bereich zu überwinden.*

* Auszugsweise übernommen aus dem Diebold Management Report Nr. 12/1988 "Konjunktur durch Knappheit".

Wenn Angebote knapp werden, sucht der Mensch nach Alternativen. Diese Situation ist zur Zeit am Personalmarkt für Informatiker anzutreffen. Die Hochschulen liefern nicht genügend Diplom-Informatiker. Einerseits sind die Studentenzahlen in den höheren Semestern nicht allzu hoch, andererseits zeigen die neuesten statistischen Ergebnisse die zögerliche Examensbereitschaft: Das Bildungsministerium hatte für 1986 1500 Diplome von wissenschaftlichen Hochschulen und 1200 Diplome von Fachhochschulen prognostiziert. Real waren es dann aber nur 1210 Universitäts- und 1080 Fachhochschuldiplome. Bei einem Bedarf von jährlich mindestens 15 000 neuen Computerfachleuten mit solider Informatikausbildung können mit diesen Absolventen noch nicht einmal 20 Prozent der neuen Stellen besetzt werden. Für über 80 Prozent der offenen Stellen stehen keine reinrassigen Informatiker zur Verfügung. Die Personalchefs müssen deshalb andere Quellen anzapfen.

In dieser Situation sind Alternativen zum Hochschulstudium nötig und bei den jungen Leuten sehr gefragt. So ist es kein Wunder, daß insbesondere Informatik-Ausbildungen unterhalb der Fachhochschulebene derzeit Konjunktur haben. Allerdings ist dieses Bildungssegment recht unübersichtlich.

Assistenz-Tätigkeit als Sprungbrett nehmen

Da in den verschiedenen Bundesländern unterschiedliche Ausbildungsmodelle laufen und die meisten dieser Ausbildungsgänge noch sehr jung sind, lohnt es im Interesse künftiger Personalbeschaffung schon, einen Überblick zu gewinnen. Fast alle diese Bildungsgänge wurden erst Anfang der 80er Jahre eingerichtet.

Bei den Berufsfachschulen haben informatikbezogene Ausbildungsgänge schon Tradition: Vergleichsweise früh wurde die Akademie für Datenverarbeitung in Böblingen gegründet, die seit über 15 Jahren den staatlich geprüften Informatiker ausbildet. Daneben gibt es seit einigen Jahren die Ausbildung zum staatlich geprüften Wirtschaftsinformatiker an drei Berufsfachschulen im Saarland. Die Ausbildung zum Datenverarbeitungskaufmann, eigentlich ein Beruf des dualen Systems, wird auch in Berufsfachschulen angeboten.

Alle anderen Ausbildungsgänge der Berufsfachschulen führen zu Abschlußbezeichnungen, mit dem Begriff "Assistent". Auch die Grundstufe bei den Berufsakademien führt zu dem Abschluß Ingenieurassistent/in (BA) oder Wirtschaftsinformatikassistent/in (BA).

Nach einem weiteren Jahr verleihen die Berufsakademien dann je nach Fachrichtung und Bundesland die Bezeichnungen Diplom-Ingenieur (BA), Diplom-Betriebswirt (BA) oder Wirtschaftsinformatiker (BA) - Bezeichnungen, die wegen der Verwechslungsgefahr mit den Hochschulabsolventen nicht überall Sympathien finden.

Der Einsatz der so ausgebildeten Fachleute in der DV-Abteilung dürfte zunächst in echten "Assistenz"-Aufgaben liegen. Je nach persönlicher Entwicklungsfähigkeit und Personalpolitik der Betriebe können sie dann durchaus auch selbständig anspruchsvolle Aufgaben im Umfeld der Computeranwendung, der Softwareerstellung und -pflege sowie im Rechenzentrum übernehmen.

Die Assistenten schließen in der betrieblichen Hierarchie die Lücke zwischen dem betrieblich Ausgebildeten und den Hochschulabsolventen. Sie stehen in unmittelbarer Konkurrenz zu anderen Fachkräften, die ihre Kenntnisse entweder in der Praxis oder in Umschulungsmaßnahmen erworben haben. Dadurch, daß die Berufsfachschüler vergleichsweise jung in die Berufspraxis überwechseln, haben sie recht gute Entwicklungschancen, auch im weiteren Wandel der Anwendung der Informationstechnik.