Infor koppelt Altprodukte per SOA

22.11.2007
Mit "Open SOA" verspricht der Anbieter den Kunden, die ERP-Software zu öffnen.

Anders als Softwarehäuser wie SAP und Oracle investiert Infor nicht in umfangreiche Middleware, um die eigenen Produkte SOA-fähig (SOA = Service-orientierte Architektur) zu machen. Vielmehr sollen die einzelnen Programme im Rahmen der Strategie "Open SOA" Schnittstellen erhalten, die eine Integration in andere Infor-Produkte sowie mit Drittsystemen über standardisierte Geschäftsdokumente erlauben. Ein Enterprise Service Bus ("Infor ESB") sorgt dabei für die Kommunikation.

Auf diese Weise können ERP-Kunden Erweiterungssysteme von Infor einbinden. Die "Business Information Services" beispielsweise erlauben es Nutzern, Berichte und Kennzahlen abzurufen, Aufgaben zu verwalten und auf Ereignismeldungen zuzugreifen. Als Frontends dienen neue, interaktive Web-Seiten ("Homepages"). Auf den Homepages verweilt der Anwender jedoch nicht dauernd: Sobald er eine ERP-Funktion aufruft, zum Beispiel zum Erfassen eines Auftrags, erscheint die bekannte Benutzerschnittstelle. Dass Infor alte und neue Oberflächen vermischt, hat wirtschaftliche Gründe. "Es wäre viel zu aufwändig, sämtliche Masken von Baan IV und V umzuprogrammieren", so Bruce Gordon, Chief Technology Officer des Softwarehauses.

Gemeinsames Hauptbuch

Weitere Entwicklungen zielen darauf ab, bestehende ERP-Module durch angeflanschte SOA-Komponenten zu ersetzen. Mit einem "Multibook" können Unternehmen ihre Systemumgebungen für die internationale Rechnungslegung fit machen. Das externe Rechnungswesen könnte ein Baan-Kunde ebenfalls über den Infor ESB einbinden und somit das interne Hauptbuch umgehen, wenn er dies wünscht.

Anhand des Multibooks wird die Stoßrichtung von Infor deutlich. Die Softwarefirma bietet vermehrt moderne Funktionsbausteine an, die Anwender alternativ zu bestehenden ERP-Modulen nutzen können. Statt vieler Hauptbücher in den jeweiligen Systemen muss Infor irgendwann nur noch das Multibook verwalten, das sich an alle ERP-Softwareprodukte andocken lässt.

Modernisieren will Infor auch die auf der System-i-Plattform (vormals AS/400) laufenden Geschäftsanwendungen. Dazu zählen unter anderem Applikationen von Brain und Mapics. Um Zusatzbausteine auch in die auf RPG basierenden Programme einzubinden, muss Infor jedoch in den Quellcode eingreifen.

Neben den für den Kunden kostenlosen Erweiterungen plant Infor darüber hinaus kostenpflichtige Zusatzbausteine. Laut Infor-Chef Jim Schaper soll es eine Variante von "Infor CRM Epiphany" für Baan- und ERP-COM-Nutzer geben. Unlängst für Europa freigegeben hat Infor die ebenfalls optionale Produktfamilie "Performance Management 10".

Mitte nächsten Jahres soll eine CRM-Software für die verschiedenen AS/400-basierenden Produkte von Infor auf den Markt kommen. Die Lösung geht auf Entwicklungen von Geac ("System 21") zurück.

Weitere Informationen zum Thema finden Sie unter www.computerwoche.de/1848143. (fn)