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Infomatecs Ex-Vorstände sitzen in U-Haft

17.11.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - In einer harmlos klingenden Pressemitteilung informierte die Infomatec Information Systems (IIS) AG gestern am späten Abend über den schon im September angekündigten Rücktritt (Computerwoche online berichtete) der Vorstände und Firmengründer Gerhard Harlos und Alexander Häfele.

Allerdings steckt mehr dahinter: Harlos und Häfele sitzen offenbar auf Geheiß der Staatsanwaltschaft Augsburg in Untersuchungshaft. Die örtliche "Augsburger Zeitung" berichtet unter Berufung auf Oberstaatsanwalt Reinhard Nemetz, gegen beide Manager sei wegen Fluchtgefahr Haftbefehl erlassen worden. Ihnen werden demnach verbotene Insidergeschäfte, zweifacher Kursbetrug und die unrichtige Darstellung nach dem Aktiengesetz vorgeworfen.

Ein Sprecher des Ausgburger Unternehmens hielt sich zu der Meldung gegenüber COMPUTERWOCHE online bedeckt. Er habe auch nur aus den Medien von dem Vorgang erfahren, erklärte Jürgen Schulze. Die Herren Häfele und Harlos seien schließlich ordnungsgemäß zurückgetreten und hätten mit dem Unternehmen nichts mehr zu tun - über die zeitliche Übereinstimmung von Adhoc-Rücktrittsmeldung und den Medienberichten über die Verhaftung könne man bestenfalls spekulieren. Infomatec werde sich auf die strategische Neuausrichtung mit Schwerpunkt interaktives Fernsehen (Computerwoche online berichtete) konzentrieren, die unabhängig von den ehemaligen Gründern erfolgt sei und sicher von der neuen Chefetage, die der Aufsichtsrat in der kommenden Woche bestimme, entsprechend vorangetrieben werde.

Die Börse hat bereits reagiert: Nachdem der Infomatec-Kurs gestern nach Bekanntgabe eines neuen "JNT"-Lizenz-Deals (Computerwoche online berichtete) auf knapp 2,8 Euro gestiegen war, fiel er heute im Laufe des Tages um knapp zwölf Prozent und notierte um 17 Uhr in Frankfurt bei 2,45 Euro.