DRAM-Preisverfall

Infineon-Sorgenkind Qimonda streicht 3000 Stellen

13.10.2008
Die in der Krise steckende Infineon-Tochter Qimonda will sich von gut einem Fünftel ihrer Mitarbeiter trennen. Wie Qimonda am Montag in München mitteilte, sollen bis Sommer nächsten Jahres 3000 von 14.000 Stellen weltweit wegfallen.

Betriebsbedingte Kündigungen sind nicht ausgeschlossen. Das Unternehmen will so die jährlichen Kosten um 450 Millionen Euro drücken. Die Zukunft bleibt indes weiter ungewiss. Infineon, das noch die Mehrheit an Qimonda hält, räumte in der Nacht zum Montag ein, der geplante Verkauf der Anteile sei ins Stocken geraten. Qimonda-Finanzchef Michael Majerus nahm seinen Hut. Seine Aufgaben übernimmt zunächst der für das operative Geschäft zuständige Vorstand Thomas Seifert. An der Börse wurden die Nachrichten gut aufgenommen. Die Aktien von Qimonda und Infineon legten deutlich zu.

"Der tiefgreifende Abschwung in der DRAM-Industrie und die Konsequenzen für unsere finanziellen Situation haben uns veranlasst, unser Geschäftsmodell neu auszurichten", sagte Vorstandschef Kin Wah Loh. Qimonda werde sich daher deutlich verkleinern. Das Unternehmen verabschiedet sich weitgehend aus dem defizitären PC-Geschäft und konzentriert sich künftig vor allem auf Server und Grafikkarten.

Wie ein Sprecher am Montag auf Anfrage sagte, beschäftigt Qimonda derzeit rund 14.000 Mitarbeiter weltweit. 12.200 davon zählen zur Kernbelegschaft, der Rest sind Leiharbeiter. 3000 Stellen sollen nun wegfallen. Die Hälfte müssen die deutschen Standorte Dresden und München schultern. Der Rest soll in Raleigh in den USA gestrichen werden. Wie viele Stellen genau an den einzelnen Standorten wegfallen werden, ist noch offen. Zuerst werde mit den Arbeitnehmervertretern vor Ort verhandelt, sagte der Sprecher. Betriebsbedingte Kündigungen seien aber ausdrücklich nicht ausgeschlossen. Qimonda beschäftigt momentan rund 1400 Mitarbeiter in München und etwa 3000 in Dresden.

Qimonda hat in den vergangenen Quartalen wegen des massiven Preisverfalls bei Speicherchips nur Verluste eingefahren und auch seiner Mutter Infineon gehörig die Bilanz verhagelt. Infineon, das noch 77,5 Prozent an Qimonda hält, will die defizitäre Tochter daher bis zur Hauptversammlung im kommenden Jahr loswerden. Findet sich kein Käufer, sollen die Aktien notfalls als Sonderdividende an die Aktionäre verschenkt werden. Ein Verkauf scheint wegen der Krise an der Finanzmärkten derzeit aber schwierig zu sein. Infineon teilte in der Nacht zum Montag mit, die Gespräche darüber dauerten noch an. "Unter anderem aufgrund der aktuellen Lage an den Finanzmärkten im Allgemeinen und der Preissituation im DRAM-Markt im Besonderen ist der Ausgang dieser Gespräche jedoch ungewiss."

Um die Bilanz aufzubessern, versilbert Qimonda auch seinen Anteil in Höhe von 35,6 Prozent an dem taiwanischen Chiphersteller Inotera für 400 Millionen (umgerechnet 296 Millionen Euro) Dollar an den US-Konkurrenten Micron. Die erste Tranche von 200 Millionen Dollar soll bereits kommende Woche fließen, der Rest im November. Vorstandschef Kin Wah Loh betonte in einer Telefonkonferenz, Qimonda habe für die Aktien einen guten Preis bekommen. Dennoch bringt der Verkauf wegen des Kursverfalls der vergangenen Wochen deutlich weniger als dafür in den Büchern vorgesehen. Qimonda bezifferte den Buchverlust auf rund 300 Millionen Euro. Auch das Sparprogramm kostet zunächst Geld. Noch in diesem Quartal sollen Restrukturierungsaufwendungen von rund 50 Millionen Euro anfallen. (dpa/tc)