Aktie der Woche

Infineon: Kosten drücken

15.06.2001
Von Stephan Hornung*

Nach einem bisher katastrophalen Jahr 2001 für die Chiphersteller erwartet der US-Industrieverband SIA bereits im nächsten Jahr wieder eine deutliche Erholung der Branche. Insgesamt sollen dann mit Chips für Computer, Telefone und andere elektronische Bauteile 211 Milliarden Dollar (ein Plus von 20,5 Prozent) umgesetzt werden. Auch Marktführer Intel sieht die Talsohle in der Halbleiterindustrie erreicht und will keine weiteren Stellen mehr streichen.

Düsterer hingegen schaut es für Infineon aus. Nicht nur, dass die Siemens-Tochter im aktuellen Quartal voraussichtlich einen deutlichen Verlust schreiben wird - das Unternehmen benötigt auch eine weitere Kapitalspritze. Zudem fehlt die Rückendeckung der Konzernmutter Siemens. Diese hat ihren Anteil kürzlich von 71 auf 56 Prozent reduziert und wird an einer Kapitalerhöhung wohl nicht teilnehmen.

Doch auch operativ sieht es derzeit sehr schlecht bei den Münchnern aus. Mit dem Hauptumsatzträger DRAM-Speicherchips produziert Infineon zu Kosten, die derzeit deutlich über den Marktpreisen liegen. Bei 64-MB-DRAM-Chips fiel der Verkaufspreis zeitweise unter zwei Dollar, während Infineons Kosten sich auf mehr als drei Dollar belaufen. Aufgrund der extremen Zyklik der Halbleiterbranche erscheint der aktuelle Kurs, der trotz der großen Probleme immer noch über dem Emissionskurs von 35 Euro liegt, zu hoch. Anleger sollten es Siemens gleichtun und die Papiere von Infineon beim nächsten Kursanstieg verkaufen.

*Stephan Hornung ist Analyst der CMW GmbH in München. Die hier veröffentlichten Informationen beruhen auf Quellen, die wir für vertrauenswürdig und zuverlässig halten. Trotz sorgfältiger Quellenauswahl und -auswertung können wir für Vollständigkeit, Genauigkeit und inhaltliche Richtigkeit der Angaben eine Haftung nur insoweit übernehmen, als grobe Fahrlässigkeit oder Vorsatz Haftung begründen. Jede darüber hinausgehende Haftung wird ausgeschlossen. Für Angaben Dritter übernehmen wir kein Obligo, Aktienanlagen sind durch stärkere Kursschwankungen gekennzeichnet.