Drohende Kampfabstimmung

Infineon kommt nicht zur Ruhe

08.02.2010
Eigentlich könnte Peter Bauer auf der anstehenden Infineon-Hauptversammlung endlich einmal gute Nachrichten verkünden.

Doch die dürften angesichts des handfesten Machtkampfes um die Spitze des Aufsichtsrats wohl nur am Rande der Veranstaltung an diesem Donnerstag (11. Februar) interessieren.

Infineon-Chef Peter Bauer
Infineon-Chef Peter Bauer
Foto: Infineon

Dabei konnte der Vorstandschef des Halbleiterherstellers nach jahrelanger Durststrecke zuletzt schwarze Zahlen vorzeigen und die Prognose für das seit Oktober laufende Geschäftsjahr anheben. Nach den drastischen Einbrüchen in der Wirtschaftskrise war die Chip-Nachfrage besonders in der Autoindustrie sprunghaft angestiegen. Die Börse jubelte vorsichtig. Der Neuanfang für das lang gebeutelte Unternehmen sei doch längst gelungen, sagte Bauer jüngst in einem Interview.

Doch die Blicke werden sich auf ein in der Geschichte der DAX-Konzerne einmaliges Duell richten: Eine mögliche Kampfabstimmung um die Aufsichtsratsbesetzung und damit ein Kräftemessen um den Job des Chefaufsehers bei Infineon. Der Nominierungsausschuss hatte den früheren Siemens-Vorstand Klaus Wucherer als Kandidaten für den Vorsitz vorgeschlagen. Dagegen hatte eine oppositionelle Gruppe um den britischen Finanzinvestor Hermes den Finanzvorstand des Autozulieferers ZF Friedrichshafen, Willi Berchtold, nominiert.

Foto: Infineon

Seither gibt es beinahe täglich neue Gerüchte. Die Frage, wer an der Spitze des Gremiums stehen wird, ist offen, auch weil sich die Zahl der Sitze um vier auf dann zwölf verringern wird. Den neuen Vorsitzenden wählt der Aufsichtsrat aus seiner Mitte, die Mehrheitsverhältnisse sind bislang unklar.

Der scheidende umstrittene Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley hat sich vermutlich einen geräuschloseren Abschied gewünscht. Im vergangenen Jahr hatten die Aktionäre auf der Hauptversammlung den seit 2002 amtierenden Oberaufseher mit einem Votum von knapp mehr als 50 Prozent nur gerade so eben das Vertrauen ausgesprochen. Viele machten Kley für die aus ihrer Sicht zu späte Trennung von der mittlerweile abgewickelten Speicherchip-Tochter Qimonda verantwortlich. Eine geregelte Amtsübergabe ist ihm nicht gelungen - und egal wie der beispiellose Machtkampf ausgeht, sein Nachfolger dürfte etliche Schrammen davontragen. (dpa/tc)