Schuldenabbau kommt voran

Infineon erwartet höhere Nachfrage

29.07.2009
Der angeschlagene Halbleiter-Konzern Infineon rechnet nach einer Erholung des Geschäfts von April bis Juni mit einer höheren Nachfrage im vierten Geschäftsquartal und will seine Produktion vorsichtig anheben.
Ein Infineon-Reinraum in Dresden
Ein Infineon-Reinraum in Dresden
Foto: Infineon

Fortschritte gibt es zudem beim Schuldenabbau. Das Ergebnis des im Umbau befindlichen Konzerns wird allerdings durch Abschreibungen stärker belastet als bislang angenommen. Hatte Infineon bislang mit Abschreibungen für das laufende Geschäftsjahr 2008/09 (bis Ende September) in Höhe von 500 Millionen Euro gerechnet, dürften es nun mehr werden, teilten die Münchener am Mittwoch mit. Gründe dafür lägen in der Neueinordnung eines Gemeinschaftsunternehmens in den Konzern.

Infineon hält immer noch die Mehrheit am insolventen Speicherchiphersteller Qimonda, nachdem es dem Unternehmen zuvor nicht gelungen war, die einst größte Sparte abzustoßen. Derzeit verkauft Infineon zudem das Geschäft mit Chips für drahtgebundenen Kommunikationsgeräte (WLC) für 250 Millionen Euro. Um das TecDAX-Unternehmen aus der finanziellen Zwickmühle zu befreien, läuft außerdem noch bis zum 3. August eine Kapitalerhöhung samt angepeiltem Einstieg des Finanzinvestors Apollo.

Höhere Nachfrage bei Auto- und Industriechips erwartet

Im laufenden Quartal erwartet Infineon einen steigenden Umsatz in den verbleibenden Konzernteilen. Eine höhere Nachfrage erwartet Infineon vor allem im Geschäft mit Auto- und Industriechips. Dank staatlicher Konjunkturprogramme wie der Abwrackprämie und dem Ende des Lagerabbaus in Europa und China zog das Geschäft mit den Autochips bereits in der Zeit von April bis Juni an. Bei den Industriechips machte sich in dieser Zeit die bessere Nachfrage von Kunden aus der Computerbranche, der Kommunikation und bei Industrieanwendungen bemerkbar.

Am Aktienmarkt wurden die Nachrichten nach anfänglichen Verlusten positiv aufgenommen. Am späten Nachmittag notierte das Papier mit einem Plus von einem Prozent. Seit Jahresbeginn gehört die Aktie mit einem Anstieg von mehr als 250 Prozent zu den größten Gewinnern am Markt.

Apollo-Einstieg ungewiss

Bei dem für Infineon wichtigen Thema Entschuldung kam der Konzern weiter voran. Unter dem Strich sanken die kurzfristigen Schulden vor allem wegen des höheren Geldzuflusses aus dem operativen Geschäft im Vergleich zum Vorquartal um mehr als die Hälfte auf 151 Millionen Euro. Mit dem Verkauf der WLC-Sparte für 250 Millionen Euro und den bis zu 725 Millionen aus der Kapitalerhöhung wäre Infineon zudem seine mittel- bis langfristigen Schulden in Höhe von rund einer Milliarde Euro los.

Dabei ist allerdings noch unsicher, ob der Einstieg des Investors glückt. Apollo ist nur zum Kauf von maximal 326 Millionen der neuen Aktien oder dann knapp 30 Prozent der Infineon-Anteile verpflichtet, wenn er bei der Kapitalerhöhung mindestens 15 Prozent an Infineon erwerben kann. Sollte es weniger sein, kann er das Engagement bei Infineon auch ganz bleiben lassen.

Fortschritte im abgelaufenen Quartal

Unter dem Strich stand im dritten Geschäftsquartal ein Minus von 23 Millionen Euro nach minus 258 Millionen Euro im Vorquartal. Eckdaten zu Umsatz und den Segmentergebnissen hatte Infineon bereits Mitte Juli veröffentlicht. Demnach stieg der Erlös im Quartalsvergleich um 13 Prozent auf 845 Millionen Euro. Operativ erzielte das Unternehmen mit acht Millionen Euro einen kleinen Gewinn nach deutlich roten Zahlen im Vorquartal. Bei Halbleiter-Konzernen ist der Vergleich zum Vorquartal wegen der stark schwankenden Preise üblich. (dpa/tc)