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Infineon auf dem Weg der Besserung

23.04.2002
Die Erholung des Speichermarkts zeigt Wirkung: Infineon konnte seinen Nettoverlust im zweiten Geschäftsquartal verringern und überraschte damit die Analysten.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Aufgrund der langsamen Erholung des Speichermarkts sowie seines internen Kostensenkungsprogramms gelang es dem Münchner Halbleiterhersteller Infineon Technologies, in seinem zweiten Geschäftsquartal (Ende: 31. März 2002) einen Nettoverlust von nur noch 108 Millionen Euro vorzulegen. Im vorhergehenden Berichtszeitraum hatte das Minus noch 331 Millionen Euro betragen; im vergleichbaren Vorjahresquartal war Infineon auf einen Nettogewinn von 23 Millionen Euro gekommen.

Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) beträgt im zweiten Geschäftsquartal minus 178 Millionen Euro und liegt damit deutlich unter dem von den Analysten im Durchschnitt erwarteten Verlust von 312 Millionen Euro. Im ersten Quartal 2002 hatte Infineon noch ein Defizit von 564 Millionen Euro ausgewiesen; im vergleichbaren Vorjahreszeitraum belief sich das Ebit auf plus zehn Millionen Euro.

Auch der Umsatz von 1,39 Milliarden Euro überraschte die Analysten, die mit rund 1,24 Milliarden Euro gerechnet hatten. Das sind 34 Prozent mehr als im ersten Geschäftsquartal und 16 Prozent weniger als in der vergleichbaren Vorjahresperiode.

Infineon-Chef Ulrich Schumacher zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis.
Infineon-Chef Ulrich Schumacher zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis.

"Die Umsatz-Performance von Infineon wurde durch eine gestiegene Nachfrage in allen Geschäftsbereichen und einen starken Preisanstieg bei Speicherprodukten getrieben", kommentierte Vorstandsvorsitzender Ulrich Schumacher das jüngste Ergebnis. Auch im Ausland konnte der Chiphersteller zulegen: Der Anteil am Gesamtumsatz stieg hier gegenüber dem vorherigen Quartal von 49 auf 55 Prozent. Gerade in Asien und den USA habe sich das Geschäft stärker entwickelt, heißt es dazu. Zum 31. März beschäftigte Infineon 29.900 Mitarbeiter weltweit.

Nur eine Sparte schreibt schwarze Zahlen

Der Geschäftsbereich Speicherprodukte (DRAM) steigerte seinen Umsatz gegenüber dem vorhergehenden Quartal um 105 Prozent auf 585 Millionen Euro. Das Ebit konnte von minus 371 auf minus 28 Millionen Euro reduziert werden. Das Segment drahtgebundene Kommunikation weist ein Umsatzwachstum von 16 Prozent auf 96 Millionen Euro im Vergleich zum ersten Quartal 2002 auf. Der Verlust vor Steuern und Zinsen sank in diesem Zeitraum von 85 auf 66 Millionen Euro. In der Einheit drahtlose Kommunikation legten die Einnahmen um ein Prozent auf 208 Millionen Euro zu, das Ebit verbesserte sich von minus 35 auf minus 20 Millionen Euro. Der Geschäftsbereich Sicherheits- und Chipkarten-ICs (Integrated Circuit) erwirtschaftete mit 90 Millionen Euro rund zehn Prozent mehr als in den vorhergehenden drei Monaten. Der Verlust vor Steuern und Zinsen sank von 30 auf 21 Millionen Euro.

Wie erwartet erreichte lediglich das Segment Automobil- und Industrieelektronik im abgelaufenen Quartal mit 23 Millionen Euro ein positives Ebit. Das sind drei Millionen Euro mehr als im vorausgehenden Berichtszeitraum. Die Einnahmen kletterten um neun Prozent auf 299 Millionen Euro.

Für den Geschäftsbereich Sonstige verbucht Infineon einen Umsatz von 96 Millionen Euro oder zwei Prozent mehr als im ersten Quartal. Das Ebit sank von plus 16 Millionen Euro (inklusive eines Sondergewinns von 32 Millionen Euro) auf minus neun Millionen Euro.

Halbjahresergebnis

Für die ersten sechs Monate des laufenden Geschäftsjahres weist Infineon einen Gesamtumsatz von 2,42 Milliarden Euro aus. Das sind 27 Prozent weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Das Ebit fiel von plus 456 auf minus 742 Millionen Euro. Unter dem Strich steht ein Nettoverlust von 439 Millionen Euro, während Infineon im ersten Geschäftshalbjahr 2001 noch einen Gewinn von 303 Millionen Euro erzielt hatte.

Markt bleibt unsicher

Bei seinen Prognosen für die Zukunft bleibt Infineon vorsichtig. Der Konzern rechnet mit einer weiterhin unsicheren Marktentwicklung in den kommenden sechs Monaten, die vor allem vom Ausmaß der weltweiten Konjunkturerholung abhängen werde. Trotz einiger Anzeichen für eine positive Nachfrageentwicklung geht der Siemens-Ableger von einem anhaltend starken Wettbewerb und einem daraus resultierenden Preisdruck in fast allen seinen Geschäftsbereichen aus.

Voraussetzung für eine Verbesserung der Speicherpreise sei eine anhaltend starke Nachfrage. Harte Zeiten sieht Infineon nach wie vor im Markt für Telekommunikationsinfrastruktur auf sich zukommen. "Obwohl Prognosen auch weiterhin schwierig bleiben, erwartet Infineon, dass der Bereich drahtgebundene Kommunikation die Tahlsohle erreicht hat", heißt es aus der Firmenzentrale.

Die Anleger reagierten erfreut auf die Nachrichten: Das Infineon-Papier legte am heutigen Dienstagmorgen um 2,5 Prozent auf 23,72 Euro zu (Stand: 10:33 Uhr). (ka)