Industriemesse kein Tröster für CeBIT

18.04.1986

Die COMPUTERWOCHE hat bei Messehalbzeit notiert, was Doppelausstellern, wie IBM, Siemens, Nixdorf, DEC oder NCR, so aufgefallen ist und was sie sich angesichts der Erfahrungen auf zwei Hannover-Messen innerhalb von sechs Wochen für 1987 vorgenommen haben. Hier die Antworten:

Albert Winter, Branchenzentrum Industrie der IBM Deutschland GmbH:

Zwischen den Hardware- und Softwareherstellern gab es ursprünglich ein Einvernehmen, mit der Thematik CIM auf die CeBIT zu gehen - und auf die Industriemesse primär einmal nicht. Das war so etwa der Stand November letzten Jahres. Wir haben die Thematik der zweiten Messe - Industrieautomation, Leitsysteme etc. - dann nochmal unter die Lupe genommen und im Januar dieses Jahres entschieden, wir gehen verkleinert mit einem 240-Quadratmeter-Stand auf die Industriemesse. Was wir hier haben ist CAM, auf deutsch gesagt "Industrieautomation". Das heißt, wir steigen ein mit dem Industriecomputer als Leitstand und gehen dann runter bis in die Produktion, bis zum Roboter. Zwischenergebnis: Der Anteil der ausländischen Besucher ist auf der zweiten Messe wesentlich höher als auf der CeBIT. Wir haben auch mehr Besucheridentifikationen, was das Thema CIM betrifft, das heißt, wir erschließen neues Potential. Ich gehe davon aus, daß das Thema "Industrie" von uns aus im nächsten Jahr mit höherem Tenor auf der zweiten Hannover-Messe wahrgenommen wird.

Peter Olfs, Chef der Fachpresseabteilung, Siemens AG, München:

Wir haben ein breites Produktspektrum und müssen deshalb auf beiden Messen präsent sein - und das gilt auch für nächstes Jahr.

Hans Heitele, Vertriebsbereichsleiter Industrie, Großhandel, Dienstleistung der Nixdorf Computer AG, Paderborn:

Im Bereich Produktion sehen wir für Nixdorf einen neuen Markt. Wir sind dabei, unter dem Begriff CIM bestimmte Programme zu installieren und strategisch sehr stark zu investieren. Was die Industriemesse betrifft, waren wir der Meinung, daß bestimmte Zielgruppen - nehmen wir Fertigungsleiter, Leute, die aus der Produktion kommen - für uns relevant und sehr attraktiv sind.

Nach dieser Industriemesse werden wir erst einmal unsere Auswertungen machen. Für 1987 muß man mal abwarten, ob das in Hannover nun auch alles so bleibt.

Achim Apel, DEC-Standleiter auf der Hannover-Messe Industrie, in der Nürnberger DEC-Geschäftsstelle für den Vertrieb Großkunden zuständig:

Wir haben uns zwar mit vier Ständen auf der CeBIT engagiert, wollten aber auch unseren Kunden auf der Industriemesse demonstrieren, daß wir sehr ernsthaft an computerintegrierten Lösungen für die Fertigung arbeiten. Nach unserem Eindruck von den ersten Messetagen finden sich doch eine Reihe von Besuchern ein, die sich über CIM informieren wollen und dazu nicht auf die CeBIT gekommen sind. Insofern bedauern wir die Zweiteilung der Messe, die dem Trend zu integrierten Lösungen, speziell im Fertigungsbereich, entgegensteht.

Wir werden beide Messen sehr genau unter die Lupe nehmen und darauf achten müssen, daß der Aufwand in einem vernünftigen Verhältnis zum Ergebnis steht.

Jürgen Teepe, Standleiter NCR GmbH, Augsburg:

Aus Kostensicht ist es ein Nachteil, daß wir zweimal so eine Messe bestreiten müssen. Es geht um die Frage, was wir hinsichtlich der DV-Branche machen, ob sich die Hersteller einigen können, nur eine Messe zu bestreiten - und welche Konsequenzen die Messe-AG letztlich daraus zieht.