Unnätige Reglementierungen und Kosten befürchtet

Industrie protestiert gegen die Endgeräte-Richtlinie der EG

18.05.1990

PARIS (CW) - Einen Versuch, die Liberalisierung in der europäischen Telekommunikation zu unterlaufen, sieht die Internationale Handelskammer (ICC) in den Vorschlägen der EG-Kommission zur gegenseitigen Anerkennung zugelassener Peripheriegeräte. In jedem Fall hätten die im "Green Paper" der EG geplanten Vorschriften unnötige Kosten und Komplikationen für die Industrie zur Folge.

Die zusammen mit sechs weiteren großen europäischen Wirtschaftsorganisationen vorgebrachte Kritik der in Paris ansässigen ICC konzentriert sich auf drei Punkte, für deren Festschreibung es keine technische Grundlage gäbe.

Zum einen umfasse die sehr weite Definition von" Terminal" nicht nur Geräte, die direkt an ein öffentliches Netz angeschlossen sind, sondern auch solche, die mit ihm nur indirekt verbunden werden.

Zusammen mit der Kommissions-Auslegung von "Interworking" (die Verbindung von Kommunikationsnetzen) hätte das zur Folge, daß die Vorschriften für die öffentliche Kommunikation auch die der Terminalbenutzer untereinander reglementierten.

Große Probleme befürchten die Kritiker darüber hinaus angesichts des vorgeschlagenen Zulassungsverfahrens für Kommunikations-Endgeräte. Es sieht vor, daß entweder die Produkte oder die Qualitätssicherung des Herstellers von einer unabhängigen Stelle geprüft beziehungsweise überwacht werden. Vor allem, weil diese Aufgabe "unglaublich umfangreich und schwierig" sei, sieht die Industrie erhebliche Kosten auf sich zukommen.

In einer offiziellen Antwort auf die ICC-Kritik hat die EG-Kommission eine Änderung der Vorschläge abgelehnt und sich damit, so die Internationale Handelskammer, über die Wünsche von Herstellern und Anwendern wie auch über die Empfehlungen des Europäischen Parlaments hinweggesetzt.

In der ICC sind mehr als 7500 Unternehmen und Wirtschaftsvereinigungen aus 110 Ländern organisiert.