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Industrie-Initiative für Mobile-Linux-Standard

16.06.2006

Für Tony Cripps, Analyst bei Ovum, ist an der Initiative bemerkenswert, dass mit Vodafone und NTT DoCoMo zwei Mobilfunk-Netzbetreiber dabei sind, welche Linux-basierende Handys in großer Zahl unters Volk bringen könnten und einen starken Einfluss auf den Markt haben. Dies lasse hoffen, dass am Markt der Handysysteme ein weiteres Gewicht neben Symbian und Microsoft entsteht. Die neue Initiative will schon in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres ihre selbst gestellten Ziele erfüllt haben. Das wäre weit schneller als die normalerweise für die Entwicklung eines neuen Handy-Betriebssystems kalkulierten rund 18 Monate. Dies deutet laut Cripps darauf hin, dass die Initiatoren im Stillen bereits Vorarbeiten geleistet haben.

Die Sechsergruppe beschreitet einen ziemlich untypischen Weg zur Standardisierung. Denn sie möchte zunächst unter sich bleiben, um die Ziele nicht durch zu umfangreiche Abstimmungsprozesse unter vielen Beteiligten zu gefährden. Erst wenn eine Referenzimplementierung vorliegt, sollen andere Handyhersteller, Netzbetreiber, Chiphersteller und Softwarehäuser zur Beteiligung an der Initiative eingeladen werden.

Von erheblicher Bedeutung dürfte ferner sein, wie sich die neue Herstellervereinigung mit zwei bereits bestehenden Gruppen zur Standardisierung von Mobile-Linux koordiniert, oder ob sie sich als Alternative zu diesen positioniert. Das Forum Linux Phone Standards (Lips) konzentriert sich wie die neue Gruppe auf Standard-APIs für Anwendungen für Linux-Handsets (siehe "Standard für Linux-Handys in Sicht"). Im Lips-Forum sind Palmsource und die französischen Netzbetreiber France Telecom und Orange treibende Kräfte. Außerdem gibt es die Mobile Linux Initiative (MLI), die auf Betreiben der Industrievereinigung Open Source Development Labs (OSDL) entstanden ist. Sie arbeitet an Spezifikationen für einen standardisierten Mobile-Linux-Kernel. In der MLI sind unter anderem Motorola und nochmals Palmsource Mitglieder. (ls)