SAP Applications Management

Industrialisierung schlägt Personalkostenvorteile

05.01.2012
Von Malte Klassen

Niedriger Ausbildungsstand und hohe Fluktuation

In Europa ist diese SAP-Industrialisierung aufgrund der hohen Lohnkosten zunehmend ein wichtiges Thema. Doch auch für die Offshore-Aktivitäten steht die Automatisierung an oberster Stelle, wenngleich aus anderen Gründen: Der vergleichsweise niedrige Ausbildungsstand der SAP-Consultants und die relativ hohe Fluktuation verringern die Lohnkostenvorteile deutlich. In den Leading Cost Countries, kurz LCCs, ist es deshalb essenziell, die SAP-Entwickler in einem speziellen Arbeitsgebiet schnell auf Geschwindigkeit zu bringen - im Idealfall, ohne dass ein großer administrativer Entwicklungs-Overhead und eine prozessbegleitende Einarbeitung notwendig wären.

Tibor Piroth, CEO von Siemens IT Solutions and Services (SIS) Thailand, hat das vor vier Jahren erfahren: Mit 400 SAP-Professionals und jährlich etwa 15.000 Change-Requests an mehr als 30 SAP-Systemen gehörte SIS Thailand zu den großen SAP-Application-Management-Centern von Siemens; im vergangenen August wurde es von Atos Origin übernommen. Durch den Einsatz moderner CR&T-Management-Tools ließen sich dort die administrativen Kosten für jeden Change-Request im zweistelligen Prozentbereich verringern.

Nach dem Vorbild der Automobilindustrie

Die osteuropäische Automobilindustrie hat in den vergangenen zehn Jahren Kosten und Qualität ihrer Werke auf den Operational-Excellence-Methoden und Lean-Management-Prinzipien des "Toyota Production Systems" aufgesetzt. Analog dazu hat SIS Thailand nach einer Wertstromanalyse ein Operational-Excellence-Programm für das SAP-CR&T-Management ins Leben gerufen.

Lessons learned

  1. CR&T-Management muss als "Operational-Excellence"-Projekt begriffen werden. Aus anderen Funktionsbereichen wie der Automobilproduktion lassen sich Best-Practices übernehmen. Erprobte Methoden aus Lean Management und der Six Sigma, beispielsweise Null-Fehler-Ziel oder die sieben Arten der Verschwendung sind gut auf CR&T-Projekte übertragbar.

  2. Starker Management-Support ist wichtig. Wie bei jedem Automatisierungsvorhaben müssen alle IT-Manager geschlossen hinter dem Projekt stehen

  3. Ebenso wichtig ist das "Buy-in" der Mitarbeiter. Den bei Automatisierungs- und Rationalisierungsvorhaben üblichen Zweifeln und Ängsten lässt sich a priori durch Überzeugungsarbeit begegnen

  4. Es geht um die Prozesse: Value Stream Analysis und Value Stream Design sind die Schlüssel zum Erfolg. Eine detaillierte Prozessanalyse mittels Standard-Methoden wie Refa und ein klar umrissenes Prozess-Design-Zielbild sind die Voraussetzungen, um die Ratio-Potenziale heben zu können.

  5. KPI’s sind a priori zu definieren - und a posteriori zu managen. Eine stringente Zielvorgabe wie "Null-Fehler" oder "Six Sigma" hilft dabei, sich auf die wesentlichen Wertetreiber zu konzentrieren.

  6. Form follows function. Das Tool-Reengineering sollte auch Anlass für ein Prozess-Engineering sein.

Um die in Frage kommenden Anbieter zu evaluieren, erstellte SIS Thailand eine Checkliste für die Anforderungen an ein effizientes und effektives CR&T-Management. Auf Basis der Standardlösung Conigma der Galileo Group AG entstand schließlich ein "Software-Fließband" für SAP-Änderung und -Pflege.