Indische Wipro kauft in den USA ein

07.08.2007
Der Offshore-Spezialist Wipro übernimmt den IT-Dienstleister Infocrossing für 600 Millionen Dollar und schafft sich damit einen Brückenkopf in den USA.

Der Deal, der im kommenden Dezember abgeschlossen werden soll, ist die größte Investition eines indischen IT-Service-Providers außerhalb des Heimatlandes. Wipro zahlt 18.70 Dollar pro Aktie in bar für die Anteilseigner von Infocrossing.

Neben den fünf Rechenzentren, die Infocrossing betreibt, bringt das in New Jersey ansässige Unternehmen Großrechner-Know-how in den angestrebten Zusammenschluss ein. Außerdem verfügt Infocrossing über einen Geschäftszweig für BPO-Services im Gesundheitswesen. Dienste etwa für das Infrastruktur-Management und den Betrieb der Geschäftsprozesse (BPO) wird Wipro den rund 190 Infocrossing-Kunden künftig in Indien bereitstellen, sagte Wipros CFO (Chief Financial Officer) Suresh Senapaty.

Der indische Provider hat in den vergangenen 24 Monaten acht Firmen übernommen, um die IT-Märkte in den USA und Europa zu erschließen. Bislang zahlte das Unternehmen aber kaum mehr als 50 Millionen Dollar für seine Akquisitionen. Die indischen Provider sind gezwungen, Brückenköpfen in den Industriestaaten zu errichten, um besseren Kundenkontakt aufzubauen. Die Strategie bietet Chancen und Risiken: Einerseits eröffnet die lokale Präsenz neue Absatzmärkte, anderseits verwässern die indischen Offshore-Spezialisten damit ihren Lohnkostenvorteil. "Reine Verkäufer von Offshore-Kapazitäten werden Probleme bekommen", warnte Siddharth Pai, Partner des Outsourcing-Beratungshauses TPI in Houston. "Die indischen Provider brauchen globale Präsenz. Wipro hat mit der Infocrossing-Akquisition den richtigen Schritt getan." Auch die Marktbeobachter von Ovum werten die Akquisition als Startschuss für eine forschen Expansionsstrategie der indischen Offshorer: "Die Übernahme unterstreicht den wachsenden Mut der indischen Anbieter zu einer aggressive Unternehmensstrategie", erläuterte Ovum-Analystin Angel Dobardziev.

Infocrossing erzielte zuletzt rund 230 Millionen Dollar Jahresumsatz und einen Gewinn von 8.5 Millionen Dollar mit rund 900 Beschäftigten. Die Marge ist deutlich geringer als die von Wipro. Die Inder wollen die Gewinnspanne der künftigen US-Tochter verbessern, indem sie die Rechenzentren, die derzeit nur zu rund 50 Prozent ausgelastet sind, effizienter betreiben. (jha)

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