Telecom-Konzern Bharti lagert IT an Big Blue aus

Indien-Geschäft: IBM kauft Daksh

16.04.2004
MÜNCHEN (CW) - IBM Global Services (IGS) hat den indischen Call-Center-Anbieter Daksh Eservices Pvt Ltd. für rund 160 Millionen Dollar gekauft. Außerdem übernimmt die IBM-Tochter im Zuge eines Outsourcing-Deals die IT der ebenfalls in Indien beheimateten Telefongesellschaft Bharti.

Mit der Daksh-Akquisition hat IBM seinen ersten Kauf auf dem indischen Offshore-Markt getätigt. Daksh gilt auf dem Subkontinent als drittgrößter Anbieter von Business-Process-Outsourcing(BPO-)Dienstleistungen. Das Unternehmen wird in IBMs Dienstleistungssparte Global Services (IGS) integriert. Diese beschäftigt seit der Übernahme von Pricewaterhouse-Coopers im Oktober 2002 rund 60000 Mitarbeiter.

Bei Daksh arbeiten 6000 Mitarbeiter an fünf indischen Standorten sowie in einer gerade erst gegründeten Niederlassung in der philippinischen Hauptstadt Manila. Daksh konzentriert sich auf verschiedene Tätigkeitsfelder: Es betreibt Call-Center für nationale und internationale Unternehmen und leistet Support via E-Mail. Weitere Aufgaben sind der technische Support am Telefon sowie Backoffice-Services für Transaction-Processing-Aufgaben. Außerdem ist Daksh im Application-Service-Providing (ASP) beschäftigt. Zu den Kunden gehören unter anderem Sprint, Citimortgage und Amazon.

Zu den Rivalen auf dem indischen Markt zählt einerseits Msource, die auf Backoffice-Dienstleistungen spezialisierte Geschäftseinheit von Mphasis. Andererseits ist Wipro Spectramind (10000 Mitarbeiter), Indiens größter Backoffice-Dienstleistungsanbieter, ein Konkurrent. Auch die Nummer zwei der indischen Softwareanbieter, Infosys Technologies, sowie die Nummer vier in diesem Segment, Satyam Computer, sind auf den Zug Backoffice-Outsourcing gesprungen.

Daksh gehörte bislang mehrheitlich drei Investoren: der Investmentgruppe General Atlantic Partners, Actis und der Citigroup. Die Gründer des indischen Dienstleisters hielten einen Minderheitsanteil.

Nach der Übernahme von Daksh beschäftigt IBM in Indien rund 10000 Mitarbeiter. 4000 davon werden in der Softwareentwicklung und im IT-Dienstleistungsbereich tätig sein. 6000 Angestellte sollen sich auf BPO-Tätigkeiten konzentrieren.

Zehn-Jahres-Vertrag mit Bharti

In einem weiteren Abkommen hatte die IBM schon am 26. März 2004 mit dem Telecom-Unternehmen Bharti ein Zehn-Jahres-Abkommen im Wert von bis zu 750 Millionen Dollar vereinbart. IGS wird im Zuge dieses Outsourcing-Vertrages die Bharti-IT übernehmen. Gemäß den Vereinbarungen wird IBMs Dienstleistungsarm Bhartis gesamte IT-Infrastruktur verwalten. Zudem soll Big Blue die Applikationen des indischen Carriers inklusive der Abrechnungsverfahren gegenüber dessen Kunden (Billing) sowie das Customer-Relationship-Management und die gesamte Datenhaltung (Data Warehousing) abwickeln. Unter das Abkommen fallen ferner alle Dienstleistungen, um im Fall von Problemen die Datenwiederherstellung zu garantieren (Disaster Recovery). (jm)