Inder hoffen auf Mega-Deals

14.08.2008
Um den etablierten Anbietern ernsthaft Konkurrenz zu machen, müssen die indischen IT-Dienstleister ihre Geschäftsmodelle verändern.

Die großen Outsourcing-Anbieter aus Indien machen etablierten Playern zunehmend Konkurrenz. Den Analysten von Gartner zufolge werden die so genannten India-3 - Tata Consultancy Services (TCS), Infosys und Wipro - in den nächsten drei Jahren immer mehr Deals mit einem Vertragswert von über einer Milliarde Dollar an Land ziehen. Bereits heute dürfen sie häufiger um Abkommen dieser Größenordnung bieten, beobachtet Gartner-Analyst Partha Iyengar. Dieser Trend werde sich bis 2011 noch verstärken.

Multinationale Service-Provider wie IBM, Accenture und EDS haben in den letzten Jahren umfangreiche Offshore-Kapazitäten in Indien aufgebaut. Allerdings wird diese Strategie von den Anwendern nicht so gut angenommen wie erwartet (siehe Seite 24). Der Hauptgrund, so Iyengar: In den USA und Europa bevorzugen immer mehr Kunden einen Mix aus Offshore- und Onshore-Services. Hinzu komme, dass die Sales-Mannschaften der globalen Anbieter ihren Kunden lieber die teureren Onshore-Dienste verkaufen, weil sie daran mehr verdienen. Und schließlich seien die Onshore-Offshore-Teams der US-Anbieter nicht so gut integriert wie die der meisten indischen Rivalen.

Branchenriesen wie IBM haben nach Ansicht von Iyengar auch in Zukunft die besten Aussichten, Mega-Deals zu gewinnen. Verträge mit einem Wert von mehr als sechs Milliarden Dollar sind jedoch sehr selten geworden, da solche Vorhaben immer häufiger auf mehrere Partner aufgeteilt werden. Nach Ansicht des Experten erhöht das die Chance für die indischen Anbieter, an Großaufträge heranzukommen. Allerdings müssen sie dann auch bereit sein, einen Teil der Mitarbeiter und Werte ihrer Kunden zu übernehmen, gibt Siddarth Pai, Partner bei der Outsourcing-Beratungsfirma TPI, zu bedenken. "Und diese Bereitschaft sehe ich bei den indischen IT-Dienstleistern derzeit nicht." Um mit den globalen Providern bei Großaufträgen konkurrieren zu können, müssen sie mehr außerhalb des Subkontinents investieren, meint Pai. Bislang beschäftigen sie den Großteil ihrer Belegschaft in Indien.

Die Gartner-Experten sind sogar der Meinung, dass die Inder ihre Geschäftsmodelle grundlegend ändern müssen, wenn sie den Branchenriesen aus den USA ernsthaft Konkurrenz machen wollen. Es bringe nichts, ständig neue Mitarbeiter einzustellen, um die Einnahmen weiter zu steigern. Um mit den Großen im IT-Servicemarkt mithalten zu können, müssen sie den Umsatz pro Mitarbeiter verbessern: Bei TCS betrug er im vergangenen Jahr 51 320 Dollar, bei Infosys 45 800 Dollar und bei Wipro 41 310 Dollar. Zum Vergleich: EDS nahm im letzten Jahr 154 340 Dollar pro Mitarbeiter ein. (sp)