IT in der Verwaltung/Kommentar

In(ter)aktive Rathäuser

06.10.2000

Internet ist Chefsache. Wie oft hat man dies nicht schon gehört - nun also auch vom Bundeskanzler persönlich, der sich an die Spitze der Web-Bewegung gesetzt hat. Ziel: Internet für alle. Wenn künftig ein Behördengang ansteht, dann sollen nicht die Bürger laufen, sondern die Daten - nach dem Motto: Klicken statt hingehen.

In einigen, wenigen Fällen - wie dieser Schwerpunkt zeigt - ist das durchaus schon möglich. Braunschweig, Frankfurt am Main, Hagen, Mannheim, Münster, Neuss etc. haben - meist in Kooperationen mit Forschung, Softwarehäusern und werbefreudiger einheimischer Wirtschaft - die ersten Schritte über einen nur informierenden Internet-Auftritt hinaus in interaktive Anwendungen getan. Neben solchen Einzelinitiativen, die meist auf sehr viel persönliches Engagement von Kommunalpolitikern zurückgehen und/oder auf Sponsorships der Softwareindustrie, fallen Sammelprojekte auf wie zum Beispiel "Elster". Der diebische Vogel steht sinnigerweise für ein Verfahren, die Steuererklärung online einzureichen; kritische Beobachter bezweifen, daß eine derartige, möglicherweise nur scheinbar bürgerfreundliche Verwaltungsvereinfachung Erfolg hat: "Zwei Drittel der Bürger würden aus Angst vor Datenverlust (...) ihre Steueranträge nicht online einreichen".

Solch zögerliche Akzeptanz ist begleitet von gravierenden Versäumnissen in den Verwaltungen selbst: Es fehlen rechtliche Ramenbedingungen, vom qualifizierten Personal, das nicht zu bekommen ist oder nicht weitergebildet wird, ganz zu schweigen. An erster Stelle aber fehlt Geld. Und so sind denn heute erst knapp 20 Prozent der Rathäuser im Netz, allenfalls drei Prozent davon interaktiv.

Damit stößt D21, der Fünfjahresplan der Bundesregierung, zwar auf einen gewaltigen Bedarf, hat jedoch nicht gerade große Chancen auf fristgerechte Realisierung. bi