Deutscher Existenzgründer gewinnt in London Investitionspreis

"In München hätten sie mich mit meiner Idee nur ausgelacht"

21.05.1999
MÜNCHEN (ag) - Alexander Straub steht mit 26 Jahren nicht nur kurz vor dem Abschluß seiner Promotion in Luft- und Raumfahrttechnik, sondern ist seit einigen Tagen auch um drei Millionen Mark reicher. Das Geld bekam er von der Venture-Capital-Firma 3i als Investitionspreis für seine Internet-Firma Mondus.com.

In Stanford haben die Yahoo-Gründer ein Stockwerk über ihm gewohnt. "So etwas spornt natürlich an", sagt Alexander Straub, der während seines Studiums in den USA die Entwicklung des Internet schon seit 1995 verfolgte. Heute gehört der Ingenieur, der in Oxford in Luft- und Raumfahrttechnik promoviert und bereits für McKinsey und Goldman Sachs gearbeitet hat, zu den Existenzgründern, mit denen sich Politikern nur zu gern schmücken.

Das Internet als Eldorado für Existenzgründer

Insgesamt 1000 junge Unternehmen haben in England am Catapult-Wettbewerb teilgenommen, der nach den künftigen Stars der High-Tech-Welt Ausschau hält und ihre Ideen mit Venture-Capital fördert. Daß Straub und sein Kommilitone Rouzbeh Pirouz mit ihrer im Dezember 1997 gegründeten Internet-Firma Mondus.com das Rennen machten, ist für den erst 26jährigen Ingenieur auch ein Zeichen, was im Ausland alles möglich ist: "In München wird man doch nur ausgelacht, wenn man sich nach dem Studium selbständig machen möchte." Dabei biete gerade das Internet fast unbegrenzte Möglichkeiten für Existenzgründer mit neuen Ideen.

Handelsblattforum für den Mittelstand gegründet

So hat Straub die Geschäftsidee der Yahoo-Gründer für seine Zwecke umfunktioniert und mit Mondus.com eine Handelsplattform für kleine und mittelständische Unternehmen entwickelt. In eineinhalb Monaten startet in England der neue Internet-Service, der den Ein- und Verkauf abwickelt. Will sich eine Firma eine neue Telefonanlage anschaffen, muß sie nicht mehr die Angebote verschiedener Hersteller einholen, sondern stellt die Ausschreibung auf die Homepage von Mondus.com. Dann sind es die Hersteller, die darauf reagieren.

Straub verspricht sich von dieser Vorgehensweise nicht nur bessere Preise für die Nachfragenden, sondern auch die Auswahlmöglichkeit unter mehr Angeboten als die Firmen auf konventionellem Weg einholen könnten. "Wenn ein Auftrag zustande kommt, wird ein Feedback ins Netz gestellt, wie der Vertrag erfüllt wurde. So wird der Marktplatz durchsichtig." Mondus.com will sich über eine Kommission abhängig vom Umsatzvolumen der jeweiligen Ausschreibung finanzieren. Diese müssen die Kunden aber nur bezahlen, wenn der Vertrag auch zustande kommt. Auf seinen Lorbeeren will sich Straub aber nicht ausruhen. Im Hinterkopf hat er schon den Ausbau seiner Plattform, um nach England auch in den USA, Deutschland und Frankreich präsent zu sein. "Dafür bräuchten wir aber weitere 20 Millionen Mark Wagniskapital", schätzt er. Außerdem hat der 26jährige mit einem Problem zu kämpfen, von dem seine Kommilitonen profitieren: Auch er hat Schwierigkeiten, genügend IT-Personal zu finden. Heute hat Mondus.com zehn Mitarbeiter, in Zukunft sollen es 25 sein. Bis dahin ist aber noch ein weiter Weg. Straub wird wohl noch öfters nach Stanford fliegen müssen, um vor Ort für seine Firma die Werbetrommel zu rühren und geeignete Kandidaten unter die Lupe zu nehmen.