In München glühen die Drähte

27.06.2006
Von 
Jürgen Mauerer ist Journalist und betreibt ein Redaktionsbüro in München.

Günter Netzer hat die Kontrolle

Im Master Control Room werden die Bilder aus allen Stadien zusammengestellt und via Satellit an rund 250 Fernsehsender verschickt.
Im Master Control Room werden die Bilder aus allen Stadien zusammengestellt und via Satellit an rund 250 Fernsehsender verschickt.

Alle Fernsehsender, die von der WM 2006 berichten, produzieren die Bilder, die sie ausstrahlen, nicht selbst. Das gilt auch für ARD und ZDF. Die Hoheit über die Bilder hat die 1999 gegründete Fernseh-Produktionsfirma "Host Broadcast Services" (HBS), eine Tochter der Schweizer Sportrechte-Agentur "Infront", die weltweit die Rundfunkrechte der WM 2006 vermarktet. Geschäftsführer von Infront ist Günter Netzer.

Die HBS ist exklusiv für Produktion und Ausstrahlung der TV-Übertragungen von sämtlichen FIFA-Wettbewerben verantwortlich. Ihre Techniker und Regisseure stellen die Bilder vom Spielgeschehen zusammen, lediglich Zwischenschnitte etwa auf die nationalen VIP-Logen oder Spielerbänke stammen von zusätzlichen Kameras. HBS wird während der Fußball-WM voraussichtlich 2200 Stunden Fernsehen aus München in alle Welt senden.

Glasfaser statt Satellit

HBS betreibt einen gigantischen technischen Aufwand, um die Spiele der WM 2006 ins rechte Bild zu rücken. Um ja kein Detail zu verpassen, werden mindestens 25 Kameras in jedem Stadion eingesetzt, beispielsweise Führungskameras, Kameras am Spielfeldrand, im Tornetz oder auf dem Stadiondach. Im Stadion prüft das Technical Operations Center die gesamten Videoströme auf ihre Qualität und schickt diese via Glasfasernetz der Telekom an das IBC.

Das ist ein Novum. "Die TV-Signale aus dem Stadion werden erstmals über ein Glasfaserkabel an das Sendezentrum im IBC übermittelt und erst von da aus via Satellit an die verschiedenen Länder verteilt", erklärt Dietz vom lokalen Organisationskomitee. Das Glasfaserkabel kann dank Transferraten von mindestens 155 Mbit/s (theoretisch 20 Gbit/s) die großen Datenmengen übertragen. Auch hier ist die Leitung redundant ausgelegt: Fällt sie aus, wird auf eine zweite umgeschaltet. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass beide Leitungen zusammenbrechen, können die Bilder via Satellit in das IBC übertragen werden.