SAP-Technologie

In-Memory-Computing - zwischen IT-Beschleuniger und Nische

01.06.2012
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

BI-Anforderungen steigen

Zwei Drittel aller SAP-Anwender setzen auf Datenbanken von Oracle.
Zwei Drittel aller SAP-Anwender setzen auf Datenbanken von Oracle.
Foto: RAAD Research

"Gerade im BI-Umfeld steigen die Ansprüche", bestätigt Barc-Experte Bange. Die zu verarbeitenden Datenmengen würden immer größer, die Abfragen und Analysen immer komplexer. Gleichzeitig forderten die Nutzer jedoch eine möglichst hohe und gute Performance der Systeme: "Es drückt von allen Seiten."

Die Lösung ist aus Banges Sicht nicht einfach: "Es ist mühsam, aufwendig und teuer, die herkömmliche relationale Datenbanktechnik dahin zu bringen, dass sie die geforderte Leistung auch liefert." Ein auf Anwenderseite beliebtes Mittel sei es, die Hardware hochzurüsten, um Defizite in der Datenbanktechnik auszugleichen. Doch irgendwann gehe es Bange zufolge ins Geld, immer größere Rechenkapazitäten bereitzustellen. Eine andere Methode sei das Datenbank-Tuning, beispielsweise bestimmte Sichten auf die Daten zu entwickeln beziehungsweise entsprechende Aggregatstabellen zu bauen. Das habe jedoch zur Folge, dass die Administration und Weiterentwicklung der eigenen Datenbank-Infrastruktur komplexer wird, gibt der Barc-Experte zu bedenken.

"In-Memory hat eine Chance"

Eine Befragung von 500 Firmen-Managern im März 2011 hat ergeben, dass die Unternehmen angesichts der schnellen Business-Veränderungen mehr Echtzeitsysteme benötigen.
Eine Befragung von 500 Firmen-Managern im März 2011 hat ergeben, dass die Unternehmen angesichts der schnellen Business-Veränderungen mehr Echtzeitsysteme benötigen.
Foto: Oxford Economics

Gelänge es mit In-Memory, diese Aufwände und die damit verbundene Komplexität zu reduzieren, hätte die Technik durchaus eine Chance, meint DSAG-Vorstand Lenck. Doch die sei derzeit nur theoretischer Natur: "Das sind Denkmodelle." In-Memory könne zwar durchaus ein Kandidat dafür sein, relationale Datenbanktechnik abzulösen. "Doch da sind wir heute definitiv noch nicht, und wir reden an dieser Stelle nicht von diesem und auch nicht vom nächsten Jahr." Der Anwendervertreter fordert belastbare Anwendungsszenarien, die auch einen Business Case rechtfertigten. Diese Use- und Proof-Cases gebe es indes noch nicht. Die Unternehmen könnten mit HANA erste Erfahrungen in diesem Technikfeld sammeln. Allerdings sei dies ein teures Vorhaben, das man mit Geschäftsprozessnutzen erst einmal unterlegen müsse, so Lenck.

"Hier müssen die Firmen Investitionen wagen", fordert indes Gerd Stangneth, Managing Consultant OnDevice bei Capgemini. Allerdings sieht auch er die Problematik: Berechnungen des Return on Investment (RoI) nur innerhalb der IT seien heute meist Daumenpeilungen. Konkrete Aussagen, wie viele Lizenzen oder Server sich einsparen ließen, seien kaum möglich. Im Gegenteil: Die Unternehmen müssten erst einmal in zusätzliche IT investieren, um im Business einen Mehrwert zu schaffen. Dementsprechend lasse sich der RoI nicht allein in der IT rechnen. Vielmehr müsse das in enger Abstimmung mit den Fachabteilungen geschehen: "Die Herausforderung liegt darin, dass man erst einmal eine bestimmte Summe möglichst intelligent investieren muss, um sich überhaupt vorstellen zu können, was man mit der neuen Technik erreichen kann."