Interview mit CEO Craig Barrett

In der Post-PC-Ära sucht Intel nach neuen Märkten

25.02.2000
MÜNCHEN (CW) - Intel hat sich für das Jahr 2000 viel vorgenommen. CEO Craig Barrett äußert sich im Gespräch mit der CW-Schwesterpublikation "Infoworld" zu den ambitionierten Plänen des Konzerns.

CW: Welches sind die großen Themen für Intel im kommenden Jahr?

BARRETT: Wir haben uns viel vorgenommen. Zahlreiche neue 32-Bit-Prozessoren kommen auf den Markt. Mitte des Jahres werden wir auch 64-Bit-CPUs vorstellen. Wir engagieren uns stark im Netzbereich und werden unser DSP-Geschäft ausbauen. Außerdem eröffnen wir weitere Hosting-Rechenzentren.

CW: Was hält Ihrer Ansicht nach all diese Geschäftsbereiche zusammen?

BARRETT: Das letzte Jahrzehnt war die Dekade des PCs. Er war die treibende Kraft der Informationstechnik und unserer Aktivitäten. Jetzt entwickelt sich das Internet-Jahrzehnt. Unser Ziel ist, hier am Ball zu bleiben.

CW: Heißt das, die PC-Ära ist vorbei?

BARRETT: Ich bevorzuge den Begriff Post-PC-Ära. Weltweit werden dieses Jahr vermutlich 18 oder 20 Prozent mehr PCs verkauft als 1999, voriges Jahr waren es 18 Prozent mehr als ein Jahr vorher. Trotzdem geht die große Zeit des PCs ihrem Ende entgegen. Wir wollen mit unseren Produkten mit dieser Entwicklung Schritt halten.

CW: Was bedeutet das für Ihr Hardwaregeschäft?

BARRETT: Es gibt eine Reihe von Bausteinen für das Internet-Zeitalter, die in unterschiedlicher Form daherkommen. Ein Großteil unseres Könnens sind nun einmal Halbleiter - also Prozessoren in PCs, in Handhelds, in der Netzwerk- und Kommunikationsinfrastruktur. Wir werden das gleiche Modell verfolgen, das wir schon im PC-Bereich hatten, nämlich zahlreichen Herstellern Komponenten für ihre Produkte zu liefern.

CW: Wie passen Intels Bemühungen im ASP-Markt (ASP = Application-Service-Provider) in dieses Modell?

BARRETT: Das ist eine Chance, im Mittelpunkt des Geschehens zu stehen. Auch wenn alle Welt jetzt ins Internet geht, um dort Geschäfte zu machen, wird trotzdem nicht jeder seine eigenen Server-Farmen aufstellen und sich damit herumschlagen wollen. Intel kann sich hier neue Geschäftsfelder erschließen.

CW: Prozessoren bauen ist eine Sache, ein Rechenzentrum betreiben eine andere. Wieso hat Intel hier eine Kernkompetenz?

BARRETT: Zunächst einmal sind wir selbst stark im Internet vertreten. Wir haben unsere eigenen Server-Farmen, also wissen wir, wie man das macht. Wir kennen auch die Architektur. Wir wissen, wie man die Anwendungen für diese Architektur mit der Hardware und der Bandbreite kombinieren muss.

CW: Wie wichtig ist die 64-Bit-Plattform "Itanium" in dieser Gleichung?

BARRETT: IA 64 spielt eine zentrale Rolle. Wenn man die Größe der Datenbanken und die Anzahl der Benutzer betrachtet wird klar, dass im Back-Office einige sehr mächtige Server stehen müssen.