MÜNCHEN (CW) - Staatliche Hochschulen hierzulande verstärken in ihrer Lehre die Aufkoljagd gegenüber der Praxis in Unternehmen im Bereich neue Techniken. Nicht selten stehen dabei auch Konzepte von privaten Instituten Pate.

Noch können Universitäten und Fachhochschulen die Wirtschaft kaum mit Nachwuchs für integrierte Informationsverarbeitung versorgen. Seit zwei Jahren befassen sich nun vermehrt staatliche Anstalten mit Themen wie CAM und CIM. An einigen von ihnen wie etwa Berlin oder Hannover entstehen produktionstechnische Zentren. Anregungen dazu kommen nicht selten von privaten Instituten.

Impulse gehen etwa von Koblenz aus. Von der Gründung der privaten Wissenschaftlichen Hochschule für Unternehmensführung 1984 beispielsweise versprach sich der Wirtschaftsminister des Landes Rheinland-Pfalz, Rudi Geil, Impulse für eine Umgestaltung des Ausbildungssystems: "Das Ende des staatlichen Bildungsmonopols eingeläutet." Das Angebot dieser Lehr- und Forschungsanstalt bei Wahlpflichtfächern orientiert sich an "Objekten der Unternehmensführung". So steht auch Informationsmanagement obenan auf dem Vorlesungsverzeichnis.

Zwar waren computerunterstützte Techniken für die bundesdeutschen staatlichen Hochschulen bereits in den vergangenen Jahren kein Fremdwort. Allerdings haben die Lehrstätten nach eigenen Aussagen zu spät reagiert, als die Hardwarepreise in den Keller rutschten.

Bescheidene finanzielle Mittel machten etwa die Rektoren der hessischen Fachhochschulen in einem "Grundsatzpapier" stellvertretend dafür verantwortlich. Haushaltsrecht und Verwaltung behindern zudem die Bewegungsfreiheit der Hochschulen.

Die angestrebte "Praxisnähe" bleibt im Visier der Hochschulverantwortlichen. So wird beispielsweise die Zusammenarbeit mit Verbänden gepflegt. Auch vergibt die Wirtschaft der Region Forschungsaufträge bei technischen, ökonomischen und sozialen "Innovationen". Dennoch äußern Hersteller- und Anwenderunternehmen Befürchtungen, daß der Vorsprung, den die Praxis gegenüber der Lehre gewonnen habe, sich noch vergrößern könnte.