Kurzdistanzprojektoren

In der Kürze liegt die Größe

21.11.2014
Von Nadja Zink
Sie sind mittlerweile fester Bestandteil der Projektionswelt und nahezu jeder Hersteller führt sie im Programm: Kurzdistanzprojektoren. Was zeichnet diese Beamer aus, die aus kürzester Entfernung große Bilder erzeugen? Was macht sie stark und wo liegen ihre Schwächen?

Projektionen gehören mittlerweile zum professionellen Präsentationsalltag und sind auch im Heimkino nicht mehr wegzudenken. Was passiert aber, wenn der Platz nicht ausreicht, wenn der Abstand von Projektionsfläche zum Projektor zu groß wird, um ein gewünschtes Großbild zu erzeugen und der Projektor nicht für Wechselobjektive vorgesehen ist? Hier helfen Kurzdistanzprojektoren weiter, in ihrer verschärften Version auch Ultra-Kurzdistanzprojektoren genannt. Sie sind imstande, große Bilder aus kürzester Distanz zu erzeugen. Ab und zu findet man diese Geräte auch unter den Begriffen "short throw beamer" bzw. "short distance beamer".

Der Kurzdistanzprojektor "DW882ST" von Vivitek basiert auf der 1-Chip-DLP-Technologie von Texas Instruments, hat WXGA-Auflösung und liefern eine Lichtleistung von 3.600 Ansi-Lumen.
Der Kurzdistanzprojektor "DW882ST" von Vivitek basiert auf der 1-Chip-DLP-Technologie von Texas Instruments, hat WXGA-Auflösung und liefern eine Lichtleistung von 3.600 Ansi-Lumen.
Foto: Vivitek

Je kürzer die Distanz zur Projektionsfläche, desto größer ist die Bewegungsfreiheit derjenigen, die mit dem Projektor arbeiten. Die Präsentierenden stehen nicht mehr im Lichtstrahl des Projektors, was sie einerseits nicht blendet und andererseits dem Publikum dient, denn es werden keine Schatten der Präsentierenden auf die Projektionsfläche geworfen. Das bringt viele Vorteile mit sich und erweitert die Anwendungsmöglichkeiten.

Präzision gefragt

Kurzdistanzprojektoren funktionieren im Prinzip so, dass sie mit Hilfe eines Objektivs von extrem kurzer Brennweite das Bild aus einer asymmetrischen Geometrie – in der Regel von oben – auf eine Projektionswand werfen. In anderen Konstruktionen muss das projizierte Bild noch zusätzlich den Weg über einen Umlenkspiegel nehmen. Das erfordert höchste Präzision an die Projektionsgeometrie, setzt eine stabile Konstruktion und hochwertige Objektive voraus. Deshalb hat diese Projektionsform in der Regel feste Abstände von Projektor zur Bildwand und auch keine Zoom-Funktion.

Kurzdistanzprojektoren werden meistens mit geeigneten Halterungen für Wand- oder Deckenbefestigungen geliefert. Armhalterungen sind ebenfalls möglich. Denn jede geometrische Abweichung führt zu Verzerrungen besonders in den Randbereichen des projizierten Bildes. Geeignete Test-Pattern sind beispielsweise komplexe Excel-Tabellen.

Die Qualität des Objektivs muss ebenfalls hochwertig sein, denn auch das Objektiv ist verantwortlich für Unschärfen in den Randbereichen, was durch die Projektionsgeometrie noch zusätzlich erschwert wird. Kurzdistanzprojektoren sind deshalb auch teurer als gewöhnliche Projektoren.

Einsatzfelder

Die gewonnene Bewegungsfreiheit prädestiniert Kurzdistanzprojektoren für interaktive Anwendungen, besonders wenn mehrere Personen an der Projektionsfläche stehen. Damit können sie, wenn sie mit interaktiver Funktionalität ausgestattet sind, nicht nur elektronische Whiteboards ersetzen – was Kosten und Platz spart –, sie eigen sich auch für Collaboration-Anwendungen. Anwendungen also, in denen mehrere Personen gleichzeitig mit dem projizierten Inhalt interagieren können, indem sie ihn verändern oder neue Inhalte hinzufügen, um sie dann auf eigenen Geräten wie Smartphones oder Tablets zu speichern und anzeigen zu lassen. Das gilt besonders für Bildungseinrichtungen wie Schulen oder Universitäten aber auch für Arbeitsgemeinschaften von Organisationen in kleinen bis mittleren Räumen.

Ferner werden sie dort eingesetzt, wo große Bilder aus geringer Entfernung benötigt werden und der Einsatz von Displays ökonomisch und praktisch nicht sinnvoll ist. Das gilt für die Gastronomie, den Einzelhandel (als Digital-Signage-Systeme) oder auch im Home Cinema. (tö)