In der IT-Branche weht ein kühler Wind

11.11.2003
IT-Software- und Beratungshäuser wollen künftig in ihrer Personalpolitik möglichst flexibel auf Konjunkturschwankungen reagieren. Dabei nutzen sie das ganze Repertoire - angefangen von variabler Vergütung über Sabbaticals bis hin zum Desk-Sharing. Das ergab eine aktuelle Umfrage von Towers Perrin, die der COMPUTERWOCHE exklusiv vorliegt.

Personalverantwortliche und Geschäftsführer der IT-Industrie sind sich einig: In Sachen Mitarbeiterrekrutierung haben sie aus der Vergangenheit gelernt und werden nie mehr in dem großen Stil einstellen, wie es vor drei oder vier Jahren passierte. Die Maxime lautet: Kosten flexibel halten und Leistungsträger fördern.

Vor allem beim Gehalt möchten die Firmen ihren Spielraum ausweiten. Der Trend geht eindeutig zu einer stärkeren Variabilisierung der Einkommen. Mittlerweile können etwa Vertriebler bei Neuverträgen nur noch mit 40 Prozent Grundgehalt rechnen. Doch auch für andere Mitarbeiter werden variable Komponenten eingeführt. "Es gibt mehr Chanchen, aber auch mehr Risiken, dass der variable Anteil auch null sein kann", warnt Towers-Perrin-Vergütungsexperte Dirk Ewert.

Im vergangenen Jahr etwa seien die in der IT-Branche gezahlten Boni gegenüber 2001 deutlich gesunken, gleichzeitig seien den Mitarbeitern happige Ziele verordnet worden. Die IT-Profis, die in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich abschnitten, müssen heute oft Nullrunden akzeptieren. "Wir schmelzen das Gehalt ab," berichtet die Personalchefin eines bayerischen Softwarehauses. Das Grundgehalt bleibe unverändert, "gedreht" werde aber an den leistungsbezogenen Komponenten.

Höhere Ziele für das gleiche Gehalt

Ein weiterer Trend ist laut Towers Perrin das Outplacement. Immer häufiger wird es als Möglichkeit akzeptiert, sich von Mitarbeitern zu verabschieden. Mittlerweile würden zwei Drittel der befragten Unternehmen auf dieses Instrument zurückgreifen. Das bedeutet, der Arbeitgeber holt sich einen Personaldienstleister ins Haus, der ihm den kompletten Entlassungsvorgang abnimmt. Mittlerweile wehren sich aber einige Berater vehement gegen den Begriff Outplacement und sprechen von Newplacement. Schließlich gehe es nicht nur darum, den Rauswurf abzuwickeln, man verhelfe den Beschäftigen auch zu einer neuen Stelle.