IDC fühlt Sprachen der vierten Generation auf den Zahn:

In der IBM-Welt ist "Focus" der Marktrenner

11.10.1985

FRAMINGHAM (CW) - Immer mehr gewinnen Tools und Sprachen der vierten Generation an marktpolitischem Boden. Die Chancen der erfolgreichsten dieser Systeme untersuchte die International Data Corporation (IDC) in ihrem Industriereport "Vendors, Users Seek to Manage the Database Management Revolution".

Der Begriff "4GL", so konstatieren die amerikanischen Marktforscher, ist zum Codewort für anwenderorientierte, benutzerfreundliche Kommunikation mit dem Rechner geworden. Dieser Trend im Bereich der Programmiersprachen entspreche genau der Entwicklung bei den Datenbank-Management-Systemen, heißt es in dem Report weiter.

Die populärsten Sprachen der vierten Generation sind Produkte, die sich für Abfrage, Reporterstellung sowie Generierung und Pflege von Datenbanken eignen, ohne daß sich die Benutzer um technische Details kümmern müssen. Als Erfolgsträger ermittelte die IDC vor allem "Focus" und "Ramis II". "Inquire", "Nomad 2"und "Basis" folgen auf den nächsten Plätzen.

In der Welt der IBM-Mainframes ist "Focus" der Marktrenner. Allerdings: Hatte 1983 die Installationsbasis noch 50 Prozent des Gesamtvolumens betragen, ging 1984 der Gesamtanteil dieser Sprache am IBM-Markt um acht Prozent zurück. Die Spitzenreiterposition von "Focus" ist jedoch nicht gefährdet, da das Produkt auf 50 Prozent der in den USA installierten Maschinen vom Typ 3083 und auf etwa zwei Dritteln der 3081-Rechner läuft.

Allerdings hat "Focus" bei den 308X- und 43XX-Benutzern an Boden verloren. Der große Gewinner hieß hier "Ramis II". Auf dem 4341-Markt schaffte das Produkt innerhalb eines Jahres den Sprung von sieben Prozent auf 21 Prozent, im 3033-Geschäft erfolgte eine Steigerung von sechs Prozent auf 25 Prozent. "Inquire" konnte demgegenüber letztes Jahr neun Prozent am IBM-Geschäft für sich verbuchen, mit Stärken vor allem im Bereich der 3084 bis 4311.

"Nomad 2", bis vor kurzem nur auf Timesharing-Basis verfügbar, tut sich hingegen schwer, auf wirklich breiter Basis Fuß zu fassen. Das System hat ein großes Handicap dadurch, daß es nur in VM/CMS- und MVS-Umgebungen läuft. Folglich konnte es sich nur im 3083-, 3033- und 4381-Geschäft behaupten. Den Marktanteil für 1984 in diesem Bereich ermittelten die IDC-Experten mit elf beziehungsweise sieben und sechs Prozent am Gesamtgeschäft.

Auf einen Anteil von vier Prozent konnte es "Basis" bringen, das mit dem Vorteil eines zusätzlichen Betriebssystems, DOS/VSE, aufwarten kann. Ein Fünftel der Gesamtinstallationsbasis, so ermittelten die Marktforscher, ist inzwischen allerdings der Kategorie "andere Produkte" zuzuordnen. Diese Tatsache werten die IDC-Experten als Zeichen für die schnelle Veränderlichkeit des 4GL-Marktes.