Für die technische Seite ist jeder verfügbare Titel zu alt

In der BDE-Literatur sind nur noch die Konzepte aktuell

21.09.1990

CW-Mitarbeiter Martin Weinert

Auf der Suche nach literarischer Rückendeckung zum Thema BDE muß der Leser tapfer sein. Die Recherche gestaltet sich schwierig, und der Anwender in spe sieht sich, wenn auch nicht in die Wüste, so doch zumindest in die Vergangenheit geschickt. Die wenigen einschlägigen Werke sind rar, überaltert, vergriffen oder als Unterkapitel in einem Lehrbuch über CIM oder PPS versteckt.

Der einzige Titel, der sich ausschließlich und vor allem ausführlich mit sämtlichen Aspekten der Betriebsdatenerfassung beschäftigt und in jeder neueren Publikation zitiert wird, hat fast sechzehn Jahre auf dem Buckel. Das Buch von Karlheinz Roschmann heißt "Elektronische Fertigungsüberwachung Betriebsdatenerfassung. Es beschreibt sehr detailliert die Aufgaben und Möglichkeiten der BDE sowie die Vorgehensweise zur Einführung von BDE-Systemen. Neben vielen Beispielen für praktische Anwendungen enthält der Titel auch einen umfangreichen Herstellernachweis (Forkel-Verlag, Stuttgart 1974, 320 Seiten, 79 Mark).

Ein heißer Tip für alle interessierten Leser ist jedoch die Ankündigung des Verlages, bis zum Ende dieses Jahres eine von Grund auf überarbeitete Version zu drucken. Mit der Neuauflage des alten Klassikers wäre dann der mit Abstand aktuellste und wichtigste Titel auf dem Markt. Zum Stand und den Entwicklungstendenzen des BDE-Angebotes hat sich Karlheinz Roschmann zuletzt 1985 in der Zeitschrift FB/IE Nummer 34 (Seiten 204 bis 242) geäußert.

Auch in einschlägigen Werken zum Thema PPS oder CIM führt der Bereich BDE ein Schattendasein. Eine positive Ausnahme bildet hier der Titel "Produktionsplanung und Steuerung" von Rolf Hackstein (VDI-Verlag, Düsseldorf 1989). In einem Abschnitt über PPS als Regler der Fertigung stellt der Autor das grundsätzliche Konzept der BDE und unterschiedliche Erfassungssysteme samt der erforderlichen Hardware vor. Speziell geht er auf das BDE-System "Obserwer" ein und beschreibt an diesem Beispiel den kompletten Vorgang einer in das Unternehmen integrierten Betriebsdatenerfassung - Grafiken sollen die Hauptmodule und Dateien von "Obserwer" veranschaulichen.

Veraltet, aber dennoch empfehlenswert

Der neueste Schrei für dieses Thema ist jedoch auch dieses Buch nicht. In der vorliegenden zweiten Auflage 1989 wurden "im wesentlichen Druckfehler" aus der Auflage von 1984 berichtigt und der erheblichen Nachfrage Genüge getan. Angesichts des sonst dünnen Literaturangebotes und der übergreifenden und kompetenten Abhandlung des Themas ist dieses Buch trotz altem Baujahr in jedem Fall empfehlenswert.

"Neuere" Fachbücher gibt es zu Spezialgebieten der BDE. Unter anderem das, "Handbuch der maschinell lesbaren Belege und Ausweise, Codierte Datenträger für Betriebsdatenerfassung und Zeiterfassung in Produktion und Verwaltung" von Martin Virnich und Klaus Posten (Verlag TÜV Rheinland, Köln 1986, 323 Seiten, 148 Mark). Ebenfalls von Martin Virnich stammt der bislang aktuellste Titel "Betriebsdatenerfassung in Konstruktion und Arbeitsplanung". Diese Arbeit entwickelt einen organisatorischen Rahmen

für die Einbeziehung der Konstruktion und Arbeitsplanung in die Betriebsdatenerfassung von Maschinenbauunternehmen (siehe Seite 52).

Für den unverzagten Leser halten die Bibliotheken noch einige Dissertationen zur BDE im Steinkohlebergbau und in Gießereibetrieben sowie zur Aktualisierung von Daten bereit. Letzte Chance mit langem Bart ist schließlich der VDI-Bericht 456 von 1982. Die vergriffene und nur in Bibliotheken erhältliche Aufsatzsammlung gibt die Erfahrungen von Anwendern wieder, die ein BDE-System eingeführt haben und enthält Richtlinien zum Aufbau solcher Anlagen (VDI-Verlag, Düsseldorf 1982).

Sind die Daten einmal erfaßt, lassen sich mehr oder weniger aussagekräftige Kennzahlen bilden. Hilfreich zur Hand gehen dabei der Titel "Kennzahlen für die Unternehmungsführung" von Hans Siegwart (Verlag Paul Haupt, Stuttgart 1990, 128 Seiten, 34 Mark) und das Buch, Erfolgssicherung durch Kennzahlensysteme" von Karl-Heinz Groll (Rudolf Haufe Verlag, Freiburg/Br. 1990, 174 Seiten, 39,80 Mark)

Wenn es um die technische Verwirklichung einer Betriebsdatenerfassung gehen soll, ist, jeder der auf dem Markt verfügbaren Titel zu alt. Was die genannten Fachbücher jedoch uneingeschränkt leisten, ist eine lückenlose Übersicht über den strukturellen Aufbau eines BDE-Systems und dessen Einbettung in das Informationssystem eines Betriebes. Schnellen Veränderungen unterliegen nur die technischen Möglichkeiten der angebotenen Hard- und Software, nicht aber die Grundidee, die in vielen Betrieben immer noch auf ihre Verwirklichung wartet. Bei einer rein konzeptionellen Betrachtung der BDE ist es zunächst unerheblich, ob Daten per Lochkarte oder Sharp-Taschencomputer in die Zentrale gelangen. Wichtig ist, daß sie Oberhaupt erfaßt und in die Produktion oder zur betriebliche Führung zurückgemeldet werden. Für diesen Bereich und Anspruch sind die vorhandenen Bücher eine große Hilfe.

Martin Virnich

Betriebsdatenerfassung in Konstruktion und Arbeitsplanung

Springer-Verlag, Berlin 1988, 194 Seiten, 68 Mark

Vor allem in Produktionsunternehmen werden Betriebsdaten wie beispielsweise die realisierten Produktionsmengen, die Arbeitszeiten der Mitarbeiter oder der zeitliche Eingang von Aufträgen in den Planungs- und Steuerungsprozeß zurückgemeldet. Die moderne Betriebsdatenerfassung (BDE) hat die Aufgabe, die Daten dort zu erfassen, wo sie entstehen und sie im Verbund mit einem geeigneten EDV-System für die Produktionsplanung und -steuerung (PPS) bereitzustellen.

In der vorliegenden Arbeit wird eine organisatorische Basis für die anforderungsgerechte Gestaltung der Betriebsdatenerfassung speziell für die Konstruktion und Arbeitsplanung erarbeitet. Zwei Bereiche, die im Rahmen bestehender PPS-Konzepte und

ganz im Gegensatz zu den Gebieten Beschaffung und Fertigung bisher eher stiefmütterlich behandelt wurden. Übergeordnetes Ziel des Verfassers ist es, dabei zu helfen, die Konstruktion und Arbeitsplanung in eine umfassende rechnerintegrierte Produktion (CIM) einzubinden.

Zunächst beleuchtet er die Stellung von Konstruktion, Arbeitsplanung und PPS innerhalb von Unternehmen und beschreibt die unterschiedlichen Funktionen der drei Bereiche. Der Stand der Forschung und vor allem der technische und organisatorische Status der Betriebsdatenerfassung in Planung und Konstruktion zu Beginn des Buches bilden die Grundlage für den eigentlichen Schwerpunkt der Arbeit.

Ausgehend von einer Bestandsaufnahme der bisher in der Praxis eingesetzten BDE-Systeme hat der Autor grundlegende und repräsentative Gestaltungsformen der Betriebsdatenerfassung ermittelt. Damit die Arbeit jedoch nicht nur die - zum Teil unvollkommenen - BDE-Lösungen in Unternehmen wiedergibt, entwickelt sie gleichzeitig einen systematischen Anforderungskatalog an eine mehr oder weniger optimale BDE.

Auf dem Weg von der Bestandsaufnahme in der Praxis bis zur abschließenden Defizitanalyse erläutert der Verfasser detailliert die eigene Vorgehensweise und die gewählten Merkmale zur Beschreibung unterschiedlicher BDE-Lösungen. Weitere Teilaspekte der Arbeit sind die Merkmale zur Abbildung der Qualität von Betriebsdaten.