Digital Equipment baut elektronische Stadt in Cannes auf:

In DECville war Office Automation verwirklicht

20.09.1985

CANNES (rs) - Die "größte europäische Ethernet-Installation" präsentierte Digital Equipment (DEC) Kunden und Interessenten in Cannes. Im Rahmen der Ausstellung "DECville 85" zeigte das Unternehmen die Vernetzung von rund 100 Computern sowie 350 Mikros und Workstations.

Am Rande der elektronischen Stadt hatte der Mini-Marktführer zu einem "Management Decision Support Seminar" geladen, um über Büroautomation" zu informieren und wie sie im Unternehmen eingeführt werden kann.

Dabei zeigte sich, daß schon die Definition von "Office Automation" Probleme aufwirft. Robert de Picciotto, Software & Applications Marketing Manager von DEC-Europe, nannte die Gründe: Es gebe drei Gruppen (Anwender, Berater und Hersteller), von denen jede ihren eigenen Blickwinkel habe. Schon unter den Anwendern herrschten unterschiedliche Ansichten, was Büroautomation bedeute und wozu sie in der Lage sei. Unter den Herstellern wiederum herrsche oft die Ansicht: "Man nehme einen Hammer, und jedes Problem ist mit einem Nagel zu lösen".

Laut Picciotto ist Office Automation kein Projekt mit einer definierten Zielsetzung und bedeutet auch nicht die Installation irgendeines einzelnen funktionalen Elementes Vielmehr, so sein Versuch einer Definition, handele es sich darum, eine Anzahl von verfügbaren Werkzeugen die auf die Bedürfnisse einer bestimmten Organisation zugeschnitten seien, zu koordinieren.

Eine Änderung der betrieblichen Machtstrukturen sieht der Office-Automation-Profi Dean Meyer, Gründer der Dean Meyer & Associates Inc. Zentrale Macht, so Meyer, sei nicht mehr angebracht und auch nicht konstruktiv. Ferner empfiehlt der Unternehmensberater, daß sich der neue Manager für Büroautomation eher vom Marketing als der Technik leiten lassen solle. Technische Strategien hätten wenig Wert, wenn man ihre Durchführung nicht beeinflussen könne.

Training sei erforderlich, um kompetente DV-Manager so umzuschulen, daß sie die Herausforderung der Office Automation erkennen und erfolgreich bestehen.

Digital selbst zeigt sich der Aufgabe offenkundig gewachsen. Innerhalb von 14 Tage hatten die DEC-Mitarbeiter eine fast komplette Stadt auf der 5000 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche im Palais des Congrés aus dem Boden gestampft. Besonderheit: Das Office-Automation-Produkt "All-in-1" beherrschte die Kommunikationsszene. Von den Terminals der DECville-Gazette bis hin zur Al-Workstation ließ sich mittels der Bürosoftware kommunizieren.

DECville simulierte das geschäftliche und kulturelle Leben einer Stadt und verfügte über ein Kraftwerk, eine Bücherei, einen Fertigungsbetrieb, eine Bank, ein Softwarehaus, ein Servicezentrum sowie Einzelhandel und ein Labor. Selbst die Zeitung war elektronisch und enthielt die aktuellen Meldungen verschiedener Nachrichtendienste .