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In Apples G5 schlägt ein Herz von IBM

23.06.2003
Steve Jobs stellte auf der WWDC in San Francisco mit dem Powermac G5 den "schnellsten PC der Welt" vor und gewährte Einblick in die nächste Generation "Panther" von Mac OS X.

BERLIN (COMPUTERWOCHE) - Wie üblich war es das "One more thing", auf das in Steve Jobs' Keynote zur World Wide Developers Conference von Apple in San Francisco die meisten Mac-Fans gewartet hatten - der neue "Powermac G5" nämlich, den der Apple-Chef als "schnellsten Personal Computer der Welt" ankündigte und dies auch glaubwürdig belegte (obwohl derartige Rekorde selten lange Bestand haben).

Herzstück des neuen Profi-Desktops von Apple ist der "PowerPC 970" von IBM, der gegenwärtig bis 2 Gigahertz taktet (binnen zwölf Monaten sollen 3 Gigahertz erreicht werden) und viele Technologien enthält, die Big Blue aus seinen Highend-Chips der "Power4"-Linie entlehnt hat. Der Prozessor besitzt eine 64-Bit-Architektur, ist aber abwärtskompatibel zu bestehender 32-Bit-Software. Der Einsatz des IBM-Chips im Powermac G5 bedeutet gleichzeitig - zumindest im Highend - die Abkehr vom bisherigen Hoflieferanten Motorola, der schon seit geraumer Zeit gegenüber der PC-Fraktion hoffnungslos ins Hintertreffen geraten war.

Rund um den PowerPC 970 hat Apples Hardware-Team um Jon Rubinstein ein State-of-the-Art-System designt. Die für bis zu zwei CPUs ausgelegte Architektur verfügt über unabhängige, 1 Gigahertz schnelle Front-Side-Busse und einen Point-to-point-System-Controller, Hypertransport-Verbindungen, bis zu 8 GB Arbeitsspeicher in der aktuell schnellsten Ausführung (128-Bit-DDR-SDRAM mit 400 Megahertz und bis zu 6,4 GB/s Durchsatz), mit 133 Megahertz getaktete PCI-X-Erweiterungssteckplätze (nicht im Einsteigermodell, s.u.), Serial-ATA-Festplatten sowie AGP-8X-Pro-Grafikbeschleuniger von Nvidia oder ATI.

Für den Anschluss von Peripherie bietet der Powermac G5 Firewire 800, USB 2.0, Gigabit Ethernet sowie erstmals neben analogen auch digitale Audio-Ein- und Ausgänge (5.1, optisch). Für letztere wird es von Apple auch ein passendes Lautsprecher-Set geben.

Darum herum hat Chefdesigner Jonathan Ive ein schlichtes Aluminiumgehäuse entworfen. Deswegen müssen die Antennen für "Airport"-WLAN und Bluetooth an der Geräterückseite angesteckt werden. Gekühlt wird der Powermac G5 übrigens mit sage und schreibe neun Lüftern in vier getrennten Zonen - laut Jobs ist er trotzdem erheblich leiser als bisherige Modelle (35 dB im Normalbetrieb).

Apple hat seinen neuen Rechner sowohl in klassischen SPEC-Benchmark-Tests als auch "Real-World"-Anwendungen gegen die schnellsten derzeit erhältlichen Wintel-PCs (P4 3 GHz, Dual Xeon 3,06 GHz) testen lassen. SPEC-seitig hatte Intel lediglich bei Uniprozessor Integer die Nase vorn, ansonsten ließ der Powermac die Konkurrenz stets hinter sich - am eindrucksvollsten im SPECfp_rate_base2000 mit 41 Prozent mehr Leistung als ein Dual-Xeon-PC. Apples Produkt-Marketing-Chef Phil Schiller durfte auf der Bühne endlich auch einmal wieder seinen altbekannten Photoshop-Vergleichstest zwischen Apple und Wintel vorführen - der neue Powermac erledigte die mittels Aktionen automatisierte Kreation des "Finding-Nemo"-Kinoplakats mehr als doppelt so schnell wie die Dual-Xeon-Workstation.

Ab August wird der Powermac G5 in drei Konfigurationen von 1,6 Gigahertz über 1,8 Gigahertz bis zu Dual 2 Gigahertz erhältlich sein. Die Preise liegen zwischen 2200 und 3300 Euro. Das Topmodell ist damit sogar billiger als der bisher leistungsfähigste G4 mit Dual 1,42 Gigahertz. Übrigens: G4-Powermacs bleiben vorerst weiterhin im Apple-Programm, sind aber entsprechend günstiger zu haben als bisher.

Panther, iSight und XCode

Neben den neuen Desktops hatte Steve Jobs noch allerlei weitere Neuigkeiten im Gepäck. Der hauseigene Browser "Safari" hat das Betastadium seit heute offiziell hinter sich und liegt in der finalen Version 1.0 (v85) zum Download bereit. Begonnen wurde die Keynote mit einem ausführlichen Blick auf die kommende Version 10.3 des Apple-Betriebssystems Mac OS X, das allerdings erst "Ende des Jahres" für 139 Euro in den Handel kommen wird. "Panther", so der aktuelle Codename, verfügt unter anderem über einen vollständig neu geschriebenen und intuitiver bedienbaren Finder, automatische On-the-fly-Verschlüsselung des Home-Verzeichnisses mit den persönlichen Daten eines Nutzers ("Filevault"), bessere Integration in Windows-Netze, Support für IPsec-VPNs sowie ein erheblich verbessertes Mail-Programm.

Zwei Highlights von Panther sind sicher "Exposé", eine Technik, bei der alle - sich überlagernden - geöffneten Fenster vermittels "Quartz"-Grafik auf Befehl übersichtlich verkleinert nebeneinander dargestellt werden (das muss man gesehen haben, um es zu verstehen), und die neue Version des "Vorschau"-Programms, die PDF-Dateien schneller als jedes andere Programm anzeigen und durchsuchen können soll.

Ebenfalls neu in Panther ist die neue iChat-Version "AV", bei deren Weiterentwicklung die Entwickler den Schwerpunkt auf Audio- und Video-Conferencing gelegt haben. In Verbindung mit einer Firewire-Webcam soll die Software selbst über Modemverbindungen Konferenzen mit Bewegtbildern in akzeptabler Qualität liefern. Eine öffentliche Betaversion der Software ist ab sofort erhältlich, die finale Fassung erscheint mit OS X 10.3 sowie als kostenpflichtige Zusatzsoftware für Nutzer des älteren Mac OS X 10.2 "Jaguar". Mit "iSight" bietet Apple ab sofort auch seine eigene Kamera an. Das 169 Euro teure Gerät mit CCD-Sensor, Autofokus und VGA-Aufösung wird oben auf dem Bildschirm angesteckt und liefert bis zu 30 fps. Last, but not least stellte Apple mit "XCode" noch neue Developer-Tools auf Basis von GCC 3.3 vor, die gleichfalls mit

Panther ausgeliefert werden und die Entwicklung von OS-X-Applikationen erheblich beschleunigen sollen. (tc)