Immer mehr Firmen finden keine IT-Experten

31.10.2012
Nach Angaben des Bitkom klettert die Zahl der zu besetzenden IT-Arbeitsplätze in Deutschland dieses Jahr um 13 Prozent auf 43.000. Der ITK-Verband beruft sich auf eine aktuelle Umfrage unter 1500 Firmen aller Branchen.

Der Bedarf an IT-Fachkräften ist erneut kräftig gestiegen", warnt Bitkom-Präsident Dieter Kempf. Die etwas eingetrübten Wachstumsaussichten der Gesamtwirtschaft hätten bislang keine Auswirkungen auf den IT-Arbeitsmarkt.

Nach Einschätzung der befragten Firmenvertreter bleibt der Fachkräftemangel ein gravierendes Problem. Jedes zweite Unternehmen gibt an, aktuell einen Mangel an IT-Spezialisten zu verspüren. Das sind etwas weniger als im Vorjahr mit 58 Prozent, allerdings erwartet auch jedes zweite Unternehmen, dass sich in Zukunft der Fachkräftemangel weiter verschärfen wird.

Rund 18.000 der freien 43.000 Stellen sind demnach in der ITK-Branche selbst zu besetzen. Drei Viertel der befragten ITK-Unternehmen, die Personalbedarf haben, suchen Softwareentwickler. Weniger gefragt sind IT-Berater (24 Prozent), Marketing- und Vertriebsspezialisten (23 Prozent) sowie Anwendungsbetreuer und Administratoren (20 Prozent).

Cloud Computing kommt gewaltig

Erstmals wurde in der Umfrage untersucht, für welche Aufgabenbereiche die IT-Spezia-listen benötigt werden. Ganz oben stehen mit 31 Prozent betriebswirtschaftliche Anwendungen. Dicht dahinter folgen IT-Sicherheit mit 28 Prozent und Cloud Computing mit 27 Prozent. Ebenfalls eine kräftige Nachfrage gibt es bei den Themen Social Media mit 13 Prozent sowie Programmierung von mobilen Websites und Apps mit zwölf Prozent.

Weitere 25.000 Stellen können derzeit ITK-Anwenderunternehmen nicht besetzen. Fast acht von zehn Unternehmen, die freie IT-Stellen haben, suchen Administratoren und Anwendungsbetreuer. Mit deutlichem Abstand folgen hier IT-Berater mit 24 Prozent sowie Softwareentwickler mit elf Prozent. Auch bei den Anwendern wurde erstmals gefragt, für welche Aufgabenbereiche gesucht wird. 62 Prozent benötigen demnach IT-Experten für betriebswirtschaftliche Anwendungen. Mit großem Abstand folgen die Themen IT-Sicherheit (30 Prozent) und Cloud Computing (zwölf Prozent).

"Die Beschäftigtenzahl in der Branche könnte noch viel höher sein, wenn mehr Fachkräfte vorhanden wären, um den Bedarf der Unternehmen zu decken", glaubt Kempf. Der Bitkom propagiert eine Drei-Säulen-Strategie. Sie besteht aus einer Reform des Bildungssystems, einer Qualifizierungsoffensive, mit der unter anderem mehr weibliche Fachkräfte gewonnen werden sollen, und verstärkter Zuwanderung.

Hoffnung auf die "Blaue Karte"

Der Verband begrüßt, dass seit dem 1. August 2012 freie Stellen leichter durch hoch- qualifizierte Ausländer aus Nicht-EU-Ländern besetzt werden können. Die Bundesregierung hatte dazu die "Blaue Karte EU" in deutsches Recht umgesetzt und die Grenze dessen, was Ausländer mindestens verdienen müssen, um zum Arbeiten ins Land kommen zu können, herabgesetzt. "Vor allem für kleine Unternehmen ist das von entscheidender Bedeutung", sagt Kempf.

Neben einer verstärkten Zuwanderung muss aus Bitkom-Sicht das Interesse an technischen Berufen und der Informatik bereits in der Schule geweckt werden. Kempf fordert deshalb ein Pflichtfach Informatik in der Sekundarstufe I.

Erfreut zeigte sich der Bitkom-Chef über die Zunahme der Studentenzahlen im Fach Informatik auf 48.000. Weniger glücklich ist er über die hohe Abbrecherquote von rund 50 Prozent. Der IT-Verband fordert deshalb eine ausreichende Mittelausstattung an den Hochschulen und parallel dazu eine "Anpassung der Lehre an das veränderte Lernverhalten der Studenten". (hk)